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Seit kurzem ist Kerstin Reinecker, Mitarbeiterin des Diakonischen Werks Groß-Gerau / Rüsselsheim, im Auftrag der Stadt Kelsterbach damit befasst, wohnungslosen Menschen Beratung und Unterstützung zukommen zu lassen. Im Altenwohnheim Moselstraße hat die Diplom-Sozialarbeiterin ein kleines Büro bezogen, aber den größten Teil ihrer Arbeit verrichtet sie vor Ort bei den Menschen, die ihrer Hilfe bedürfen. So hält sie sich beispielsweise für mehrere Stunden am Tag in der städtischen Notunterkunft in der Waldstraße auf, wo derzeit 27 Wohnungslose untergebracht sind. Als wohnungslos gilt, wer keine eigene Wohnung hat, aber zumindest ein Dach über dem Kopf, etwa in einer kommunalen Unterbringung. Als obdachlos wird hingegen bezeichnet, wer dauerhaft auf der Straße lebt.
„Ich habe in Kelsterbach bisher noch keine Obdachlosen gesehen oder von solchen gehört“, sagt Reinecker. Gleichwohl betreibt sie auch Straßensozialarbeit, sucht also den Kontakt zu problembeladenen Menschen, die sich auf öffentlichen Plätzen treffen und dort aufhalten und sich eher schwer damit tun, eine Beratungsstelle aufzusuchen. Von rund zehn Kelsterbacher Personen weiß die Sozialarbeiterin, auf die die genannte Beschreibung zutreffe. Wie groß deren Problemlagen sind, müsse sie nun erst einmal herausfinden, sagt sie.
Von den Kelsterbachern, die im öffentlichen Raum gemeinsam ihre Zeit verbringen, seien Menschen zu unterscheiden, die sich dort ausschließlich aufhalten, um zu betteln. Auch hier hat sie in einem Fall bereits das Gespräch gesucht, Hilfe angeboten, die aber nicht angenommen wurde. „Platzverweise lösen nicht das Problem“, zeigt sich Reinecker skeptisch, was ordnungspolizeiliche Maßnahmen betrifft. Mit dem Ordnungsamt steht sie im engen Kontakt und Austausch, stimmt sich mit der Behörde ab. Auch die städtische Ordnungspolizei hat ein Auge auf das Verhalten von bettelnden Personen im öffentlichen Raum und greift, wenn nötig, regulierend ein.
Den größten Anteil ihrer Arbeitszeit widmet Reinecker den Bewohnerinnen und Bewohnern der Notunterkunft in der Waldstraße. Etwa die Hälfte von ihnen gehe einer geregelten Arbeit nach, die aber so schlecht bezahlt sei, dass sie auf dem normalen Wohnungsmarkt nicht zum Zuge kämen, berichtet sie. Doch auch Menschen mit vielgestaltigen, ausgeprägten Problemen wohnten dort. Dank ihrer Berufserfahrung aus früheren Tätigkeiten in einer sozial-therapeutischen Einrichtung für wohnungslose, alkoholabhängige Menschen sowie in einer betreuten Wohneinrichtung für suchtkranke Menschen mit sozialen Schwierigkeiten kann sich Reinecker gut auf diese Klienten einstellen und mit ihnen umgehen. „Zu manchen habe ich bereits einen guten Draht, bei anderen dauert es noch“, sagt sie mit Blick auf ihr Bemühen, Vertrauen aufzubauen.
Für die Bewohnerinnen und Bewohner der Notunterkunft sei sie so etwas wie „das Mädchen für alles“, berichtet Reinecker. Wo auch immer der Schuh gerade drückt und Rat oder Hilfe gebraucht wird, ist sie zur Stelle. So hilft sie beispielsweise im Umgang mit dem Jobcenter oder in Geldangelegenheiten, begleitet bei Gängen aufs Gericht oder zur Polizei, unterstützt dabei, eine neue Waschmaschine zu organisieren. Klienten, die körperlich schwer angeschlagen sind, organisiert Reinecker die nötigen ambulanten Hilfen oder, wo das nicht mehr ausreicht, kümmert sie sich um einen Platz in einer Pflegeeinrichtung. Auch die Situation im jeweiligen Zimmer, in dem ihre Klienten leben, versucht sie, wenn nötig und möglich, zu verbessern, etwa auf mehr Sauberkeit hinzuwirken.
Die Reinlichkeit des ganzen Hauses ist ein Thema, das Kerstin Reinecker zu befördern sucht. So hat sie bereits eine Putzaktion mit den Bewohnerinnen und Bewohnern durchgeführt und sie zum richtigen Trennen von Müll ermuntert. „Ich will die Unterkunft Waldstraße verschönern, mit Hilfe der Stadt, aber auch mit den Bewohnern“, sagt Reinecker. Die Menschen sollten anständig mit dem Haus umgehen, in dem sie lebten, und so zeigen, dass es ihnen etwas wert ist, ergänzt sie. Von der Stadt erhofft sie sich grünes Licht für die ein oder andere Verschönerungsmaßnahme, zum Beispiel für die Anschaffung von Fußmatten vor den Wohnungstüren.
Vordringlich ist für die Sozialarbeiterin zunächst einmal, sich bei den Menschen, die sie erreichen will, bekanntzumachen. Letzteres will sie nicht zuletzt mittels Schlüsselpersonen bewerkstelligen, die ihre Telefonnummer an Rat- und Hilfesuchende weitergeben. Und natürlich müsse sie Vertrauen aufbauen, denn dies sei unabdingbar für den Erfolg ihrer Arbeit, so Reinecker. (wö)