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Seit 2019 hat sich in Kelsterbach eine Idee etabliert, die auf einem Konzept der Amsterdamer Journalistin Martine Postma und dem Groninger Nachhaltigkeitsmanager Peter van Vliet basiert, das diese in den Niederlanden bereits 2010 ins Leben gerufen hatten: Einen Ort zu schaffen, an dem Kaputtes repariert wird, anstatt dass es gleich weggeworfen wird. Eine Möglichkeit, Reparaturwissen zu teilen und weiterzugeben. Und gleichzeitig einen Ort der sozialen Interaktion zu bieten. Als Elke Laun, die Organisatorin der Martinsschrauber, 2015 einen Bericht über das Konzept der Reparaturcafés, das inzwischen weltweit kopiert worden ist, gelesen hatte, kam sie auf die Idee, ein solches Angebot auch für Kelsterbach zu schaffen. Bis dies in die Tat umgesetzt werden konnte, ging allerdings noch einige Zeit ins Land, was auch daran lag, dass erst einmal sämtliche rechtliche Fragen geklärt werden mussten, bevor weiter geplant werden konnte. „Wir wollten ja nicht mehr Probleme schaffen, als wir mit einem Reparaturcafé lösen können“, sagt Elke Laun.
Carsten Höfer, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstands der St. Martinsgemeinde, fügt hinzu: „Ein kleines Komitee ist dann nach Mainz gefahren, wo es bereits so ein Reparaturcafé gab.“ Dies ist in den Werkstatträumen einer Schule untergebracht und verfügt somit über deutlich mehr Platz und Möglichkeiten, als diese im kleinen Sälchen hinter der St.-Martins-Kirche zur Verfügung stehen. Dennoch habe man dort wichtige Anregungen und Hilfestellung für die Umsetzung des Vorhabens bekommen, so Höfer. Und so konnten die Martinsschrauber vor knapp vier Jahren loslegen. „Das Konzept wurde gleich gut angenommen“, erinnert sich Elke Laun. Mittlerweile sind es bis zu 14 Helferinnen und Helfer, die einmal im Monat fleißig reparieren oder für Kaffee und Kuchen sorgen – und das komplett ehrenamtlich.
Franz-Josef Stenzinger, einer der Martinsschrauber der ersten Stunde, schätzt die gute Zusammenarbeit im Team: „Jeder kommt aus einem anderen Arbeitsbereich. Da hilft man sich oft auch untereinander, um die Fehler zu finden.“ Diese sind manchmal offensichtlich und einfach zu beheben, bisweilen sind sie aber auch durchaus herausfordernd. Doch ganz gleich, ob es eine leichte oder schwierige Aufgabe ist, die gelöst werden muss – wenn man den Menschen helfen kann und sie mit seiner Arbeit glücklich macht, dann sei das immer wieder schön, so Stenzinger.
Eine besondere Art der Hilfe konnten die Martinsschrauber im vergangenen Sommer leisten, als sie mehrere Fahrräder, die aus dem städtischen Fundus und von Privatleuten gespendet worden waren, herausgeputzt und fahrtüchtig gemacht haben, um diese dann an aus der Ukraine geflüchtete Menschen zu übergeben.
Repariert wird von den fleißigen Schraubern eigentlich alles, was unter dem Arm zu den Treffen transportiert werden kann. Neben kaputten Fahrrädern, Haushalts- und Elektrogeräten können auch Messer zum Schleifen gebracht werden. Seit einiger Zeit kommt auch immer wieder eine Helferin mit ihrer Nähmaschine, die etwa offene Nähte an Taschen fachgerecht schließen kann, was ebenfalls sehr gut angenommen wird.
Natürlich steht die Idee, Dinge vor dem Wegwerfen zu bewahren und so für ein wenig mehr Nachhaltigkeit in unserer Wegwerfgesellschaft zu sorgen, im Vordergrund. Dennoch ist für Elke Laun ein weiterer Aspekt nicht weniger ausschlaggebend dafür, dass die Menschen so gerne zu den Treffen der Martinsschrauber kommen: „Der soziale Aspekt ist ungeheuer wichtig“, so Laun. Viele bleiben auch dann, wenn Ihre Sachen repariert werden konnten, noch zusammen sitzen, genießen ein Stück Kuchen und nette Gespräche. „Gerade nach unserer Corona-Pause konnte man beobachten, dass viele Menschen in erster Linie für den zwischenmenschlichen Austausch gekommen sind“, bestätigt auch Carsten Höfer.
2022 wurde das Konzept des Kelsterbacher Erzähl- und Reparaturcafés mit einer Förderung der Infraserv Höchst belohnt, die in neue Werkzeuge wie einen Kompressor für Fahrräder investiert wurde. Für die Zukunft wünschen sich die Martinsschrauber gerne weitere Helfer und vielleicht auch irgendwann einmal einen größeren Raum. Gut genutzt würde der auf jeden Fall werden.
Wer selber etwas hat, was vor dem Werkstoffhof gerettet werden kann oder wer einfach mal vorbeischauen möchte: Die Martinsschrauber treffen sich immer am letzten Freitag im Monat im Sälchen der St. Martinsgemeinde, Untergasse Nr. 2 (direkt hinter der Kirche) von 17.00 bis 19.00 Uhr. (sb)