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Am Mittwoch vergangener Woche gab es einmal mehr eine schöne Abendveranstaltung in der Stadt- und Schulbibliothek: Der Winzer und Buchautor Andreas Wagner aus dem rheinhessischen Essenheim war nach Kelsterbach gekommen, um seinen 15. Roman und ausgewählte Weine aus dem traditionsreichen Familienbetrieb zu präsentieren. Den rund 40 Krimi-Fans und Wein-Liebhabern, die zu der literarischen Weinprobe gekommen waren, versprach Wagner allerdings gleich zu Beginn: „Das heute wird kein schöner Abend!“ Denn wenn es ein schöner Abend werden würde, dann hätte er als Autor von Kriminalromanen definitiv etwas falsch gemacht. Stattdessen, so Wagner, solle sich das Publikum darauf einstellen, dass es böse und auch etwas eklig werden würde.
Das traf natürlich nur auf den Inhalt des Romans „Herrgottsacker“ zu und nicht auf die Weine, die ausgeschenkt wurden. Den Anfang machte dabei ein leichter Spätburgunder Rosé aus dem Jahr 2021. Bewusst wurde dieser leichte Wein als erster Tropfen des Abends gewählt, da man sich bei Weinproben am Besten langsam steigernd den sehr kräftigen Weinen, wie etwa schweren Rotweinen, nähert, wie Wagner erklärte. Zu dem Spätburgunder servierte er, wie zu den darauffolgenden Weinen auch, nicht nur interessante Fakten über Geschmack und Herstellung, sondern auch einige besonders skurrile oder kuriose Weinbeschreibungen von Journalisten, Bloggern und aus Werbeprospekten. Dadurch wurden bei den Verkostungen nicht nur die Geschmacksnerven der Gäste, sondern auch deren Lachmuskeln stimuliert.
Auf die Ideen zu seinen Büchern komme er besonders während der Weinlese, so der Autor. „Wenn man drei Wochen lang jeden Tag zum Traubenschneiden in die Weinberge geht, da bekommt man schon mal Mordgedanken“, erklärte er augenzwinkernd. Seine Gedanken schreibt er dann abends auf und aus dem Fundus an Ideen, die er auf diese Weise sammelt, entwickelt der schreibende Winzer dann seine Geschichten.
Bei der Umsetzung helfen ihm dann wichtige „Zuträger“. Etwa ein guter Bekannter, der bei der Mainzer Kripo arbeitet und ihm wichtige Infos über die Polizeiarbeit liefert. Auch ein freischaffender Forensiker, der bei ihm im Dorf wohnt, und ein Pathologe, mit dem Wagner schon mal gemeinsam zu einem ungewöhnlichen Veranstaltungsformat „Wein trifft Pathologie“ geladen hatte, sowie ein Bekannter beim BKA helfen ihm dabei, seine literarischen Verbrechen so authentisch wie möglich zu begehen.
Nach einer ersten Kostprobe aus dem Roman wurde dann als zweiter Wein ein Riesling ausgeschenkt – wieder dargereicht mit spannendem Fachwissen, etwa darüber, warum der Riesling aus dem Salztal, wo nun schon seit über 300 Jahren das Weingut der Familie Wagner liegt, besonders weich und nicht so säurebetont schmeckt.
Neben einer weiteren Lesung aus „Herrgottsacker“ erzählte der Autor dann auch noch von der Zusammenarbeit mit seiner Berliner Lektorin, der er, um ihr die rheinhessische Lebensart näher zu bringen, schon mal ein Paket mit heimischer Dosenwurst zugeschickt hatte. Danach kam als dritter Wein ein frisch abgefüllter Grauer Burgunder, Jahrgang 2022, in die mittlerweile wieder leeren Gläser der Zuhörerschaft. Ein weiteres Kapitel aus dem Roman und einige amüsante Anekdoten später rundete ein intensiver Rotwein, ein Cuvée aus Merlot und Cabernet Sauvignon, den Abend perfekt ab.
Bürgermeister Manfred Ockel zeigte sich nicht nur von den Weinen des Winzers angetan. Auch die Art und Weise, wie Wagner sein Publikum unterhalten hat, hat das Stadtoberhaupt überzeugt: „Es ist schön, wenn jemand nicht nur gut schreiben, sondern auch mitreißend erzählen kann. Und das schafft Herr Wagner wirklich sehr gut“, so Ockel. Auch die übrigen Anwesenden mussten aufgrund der guten Weine und der gelungenen Mischung aus Krimilesung und humorvoll vermittelten Informationen über die Entstehung eines Romans und über den Anbau von Weinen feststellen: Gut, dass Andreas Wagner sein zu Beginn gegebenes Versprechen, dass dies kein schöner Abend werde, so gnadenlos gebrochen hat! (sb)