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Es gibt Dinge, da muss man erst einmal drauf kommen. Zum Beispiel, warum man sich auf sein Leben mit dem Rollator freuen sollte, warum Rollatoren die besseren Handtaschen sind oder auch auf den Charakter der Rollator-erprobten Oma Frieda. Die Kabarettistin Jutta Lindner erschuf diesen auf Basis real existierender Familienmitglieder und begeisterte damit ihr Publikum in der Stadt- und Schulbibliothek Anfang November.
Oma Frieda habe ihre eigene Oma sowie ihre Tante, beide mit Namen Frieda, zur Vorlage. Da habe es genügend lustige und skurrile Geschichten in der Familie gegeben, um daraus eine Rolle zu stricken und Material für das nunmehr fünfte Programm ihres Comedy-Kabaretts in Folge zu liefern. Seit 2010 steht Lindner als Oma Frieda auf der Bühne und verarbeitet im aktuellen Programm „Gladiator am Rollator“ auch zeitgenössische Themen. Die aus dem Saarland stammende Lindner war eigens für den Abend in der Bücherei angereist und wurde von der stellvertretenden Bibliotheksleiterin Ramona Wiechmann auf der Bühne willkommen geheißen.
Von Beginn an hatte sie die Lacher sicher auf ihrer Seite, als sie den Abend mit der Ankündigung eröffnete, die Anwesenden einer Fortbildung in neun Punkten zu unterziehen. „Gladiator am Rollator - Fit for Life for Best Agers. Nicht nur für Senioren, sondern auch für solche, die es mal werden wollen“ erläuterte Lindner alias Oma Frieda den Inhalt ihres Vortrags. Neben Mitmach-Gymnastikübungen gab es praktische Tipps und Handreichungen, verpackt in markante Sprüche und Merksätze. Was ein anderes Wort für eine Damenhandtasche sei, wollte sie vom Publikum wissen. Antwort: „2-Zimmer-Küche-Bad“, da die Damenschaft gerne viel zu viel mit sich herumtrage. Vom schweren Schleppen riet sie in der Folge daher ab, das verlängere das Leben. Stattdessen eigne sich der Rollator wunderbar als rollende Handtasche. Sport indes sei auch im Alter wichtig. So hatte sich die vermeintlich rüstige Rentnerin überlegt: „Neben der Olympiade und den Paralympics braucht es noch die Seniorlympics, mit Sportarten wie Rollatorenrennen von 50 bis 200 Metern oder rhythmischer Stuhlgymnastik.“
Über aktuelle Entwicklungen wunderte sie sich dagegen. So würde überall gegendert und emanzipiert, mit dem Ergebnis, dass man unter anderem nicht mehr Altweibersommer sagen dürfe. Doch wie sollte man nun diese schöne Jahreszeit nennen, fragte Oma Frieda aka Lindner ihr Publikum. „Mein Vorschlag: Jahreszeitliches Naturereignis ohne Menstruationshintergrund.“
Für die Jüngeren im Publikum hatte sie den Rat, sich nicht vor dem Älterwerden zu fürchten. „Alt werden ist relativ. Es kann zum Beispiel bedeuten, dass die Kerzen auf der Torte teurer sind als die Torte selbst.“ Nach anderthalb Stunden verabschiedete Lindner ein sehr zufriedenes Publikum. Ein ums andere Mal hatte es schallendes Gelächter gegeben und immer wieder wurde Beifall geklatscht. Ein rundum gelungener Abend für Kabarettistin und Publikum. (ana)