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„Kein Mensch wird als Rassist geboren!“ Davon ist Etris Hashemi, Überlebender des rassistischen Anschlags von Hanau am 19. Februar 2020, überzeugt. Es sei wichtig, schon frühzeitig dagegen anzugehen, dass sich diskriminierendes und rassistisches Gedankengut in den Köpfen der Menschen festsetzt und sich so weit ausbreitet, dass es zu grausamen Taten wie dem Anschlag in Hanau kommt, so Hashemi. Daher habe er gerne die Patenschaft des Projekts der Integrierten Gesamtschule Kelsterbach (IGS) übernommen, eine „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ zu werden. Seit vergangenem Dienstag gehört die IGS nun zu dem bundesweiten Netzwerk aus rund 4000 Schulen, die sich dazu verpflichten, sich nachhaltig für die Gleichwertigkeit aller Menschen und gegen jede Form von Diskriminierung einzusetzen. Zur festlichen Übergabe des Zertifikats in Form einer Urkunde und eines Schildes waren neben Sabrina Becker, Landeskoordinatorin für das Projekt in Hessen, auch Bürgermeister Manfred Ockel und Pate Etris Hashemi in die IGS gekommen, um diesen besonderen Moment gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern zu feiern.
Schulleiterin Barbara Jühe hob in ihrem Grußwort hervor, wie stolz und glücklich sie sei, dass der Weg, der bereits 2018 eingeschlagen worden ist, nun mit Aufnahme in das Netzwerk intensiv fortgesetzt werden kann. Um den Antrag zum Erhalt des Zertifikats stellen zu können, musste zunächst eine Initiativgruppe gegründet und eine Abstimmung unter der Schülerschaft organisiert werden. Bei dieser hatten 70 Prozent aller Schulmitglieder dafür gestimmt, dass die IGS eine Schule ohne Rassismus und mit Courage werden soll. Ein Ergebnis, das auch Bürgermeister Ockel begeistert: „Eure Selbstverpflichtung ist ein hervorragendes Beispiel, gegen Rassismus im Alltag vorzugehen.“ Rassismus müsse aktiv bekämpft werden und dürfe nie verschwiegen werden. „Ihr gebt dafür ein besonderes Zeichen“, lobte das Stadtoberhaupt.
Die beiden Schülerinnen Ronak Rahekhoda und Dua Tatan sowie der Schüler Hussein Mohammad führten nach der Präsentation einiger Impressionen von einem Besuch der IGS in Hanau ein ergreifendes Interview mit Etris Hashemi. Seine Schilderungen über die schrecklichen Ereignisse am 19. Februar 2020, bei denen Hashemi nicht nur selbst schwer verletzt wurde, sondern bei denen sein Bruder und einige Freunde aus Kindheitstagen ihr Leben verloren haben, ließen im Publikum niemanden kalt. Dabei sei es ihm aber auch wichtig zu sagen, dass ihm und anderen Hinterbliebenen nach dem furchtbaren Attentat eine ungeheure Welle der Solidarität entgegengebracht worden ist. „Das hat uns Hoffnung gegeben, dass es viel mehr Menschen gibt, die anders denken als die Rassisten“, so Hashemi. Als Gemeinschaft wäre es dann gelungen, mit Aktionen wie #SayTheirNames die Opfer in den Vordergrund zu stellen: „Heute kennen viele Menschen die Namen der Opfer, nicht aber den des Täters. Sonst ist das genau andersherum“, sagt Hashemi. Das sei enorm wichtig, denn die Erinnerung daran, was am 19. Februar geschehen ist, müsse bleiben. Daher richtete er seinen abschließenden Appell an die Schülerinnen und Schüler der IGS: „Bleibt dran! Ihr könnt uns unterstützen, dass Hanau eine Zäsur wird und dass so etwas in Deutschland nie wieder passiert.“ (sb)