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Am Montag vergangener Woche traf sich der Ausschuss für Bauen, Planen, Umweltschutz, Mobilität zum Ortstermin am Kelsterbacher Schloss. Hier gab es mehrere Themen zu erörtern, angefangen von der anstehenden Sanierung der Treppenanlage sowie der Fassade des unter Denkmalschutz stehenden Schlossgebäudes. Die Stadt hatte einen Förderbescheid über 50 Prozent der sich auf 950.000 Euro belaufenden Kosten bekommen. Für die Fördermittel kommt der Bund in Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalpflege des Landes Hessen auf. Infolgedessen gab es erste Gespräche zwischen der Stadt und der Denkmalschutzbehörde über das weitere Vorgehen. Alexa von Wedel von der NH-Projektstadt, die als Koordinatorin zwischen dem Architekten, dem Denkmalschutz und dem städtischen Bauamt fungiert, erläuterte den Ausschussmitgliedern den aktuellen Stand der Planung. Die Treppe, bei der sich einige Stufen abgesenkt haben, und die oben anschließende Terrasse sind hinsichtlich der Entwässerung eine zusammenhängende Maßnahme. Momentan versickert das Regenwasser durch den Terrassenboden und wird über die Außenmauer abgeführt. Bei der Treppe ist das etwas schwieriger, da läuft das Wasser von oben unter die Bausubstanz. Um zukünftig zu verhindern, dass dadurch Schaden an der historischen Substanz entsteht, wurde gemeinsam mit der Denkmalschutzbehörde beschlossen, hier ein Drainagen-System für ein kontrolliertes Ablaufen von Regenwasser einzurichten.
Unter Teilen der Terrasse ist das Gewölbe bereits abgedichtet. Die restliche Abdichtung soll im Zuge der anstehenden Sanierungsarbeiten folgen. Hier gibt es die Überlegung, den Platz direkt vor dem Schlossgebäude tatsächlich auch als Terrasse zu nutzen, was momentan noch nicht der Fall ist. Dazu muss aber zunächst erörtert werden, welcher Belag genutzt werden kann, ohne dass statt des geplanten Drainagen-Systems eine zu aufwendige Entwässerungslösung notwendig wird.
Ebenfalls saniert werden muss die Fassade des Gebäudes. Eine Auflage zur Bewilligung der Fördermittel war, dass dabei auch der Wärmeschutz bedacht wird. Dies wurde im vergangenen Jahr mit dem Einsetzen dreifachverglaster Fenster teilweise schon erfüllt. Nun muss bei der Sanierung der Fassade überlegt werden, wie das Ganze so umgesetzt werden kann, dass nicht die komplette Außenhülle des Gebäudes verändert wird und dass es hinsichtlich der Wärmedämmung dennoch einen Mehrwert bringt. Von Wedel erklärte, dass es spezielle Aerogel-Dämmputze gebe, die hier zum Einsatz kommen könnten. Diese enthalten ein Granulat aus Silica-Aerogel, das derart effektiv ist, dass schon mit drei Zentimeter Putz ein deutlicher Dämmeffekt eintritt. Gerade für Sanierungsobjekte, bei denen herkömmliche Dämmplatten nicht zum Einsatz kommen können, sind diese Aerogel-Dämmputze gut geeignet. Allerdings sind diesbezüglich die Gespräche mit dem Landesamt für Denkmalpflege noch in vollem Gange, auch die Farbgebung betreffend, die auf die neu eingesetzten Fenster abgestimmt werden soll. Ziel ist, insgesamt die Optik nicht allzu sehr zu verändern. „Wir wollen ein bisschen das historische Bild zurückholen“, so von Wedel. Im Zuge der Arbeiten wird auch die Empore neu abgedichtet. Momentan liegt dort ein Flickenteppich aus vielen Bitumenbahnen. Diese werden komplett entfernt und gegen eine durchgehende Versiegelung ausgetauscht.
Um die bewilligten Fördergelder zu erhalten, müssen die Sanierungsarbeiten bis Ende 2024 abgeschlossen sein. Derzeit befindet sich das Projekt noch in der Planungsphase, soll aber zeitnah in die Genehmigungsphase übergehen. Mit den eigentlichen Arbeiten soll im kommenden Frühjahr begonnen werden, die Umsetzung aller Maßnahmen wird dann etwa sechs Monate in Anspruch nehmen.
Anschließend ging es für die Ausschussmitglieder in den Schlosskeller. Hier stellte Christian Kluge, Vorsitzender der „Schützengilde 1933 Kelsterbach“ die neue Lüftungsanlage, die Ergebnisse erster Sanierungsarbeiten sowie die umgebauten Schießstände vor. Bürgermeister Manfred Ockel erläuterte zunächst, dass die Erneuerung der Lüftungsanlage notwendig geworden ist, da es einerseits einen Wasserschaden gab, dessen Folgen aufgrund unzureichender Luftzirkulation nicht adäquat beseitigt werden konnten. Zum anderen konnten Schadstoffe wie Blei, die beim Schießen freigesetzt werden, vom alten, relativ schwachen Belüftungssystem nicht vollständig abgeführt werden. Durch diese beiden Faktoren lag eine Gesundheitsgefährdung vor, so dass der Verein vor zwei Optionen gestellt wurde: Schließung oder Sanierung. „Man kann sagen, dass der Schützenverein vor dem Aus stand“, so Ockel. Nach langen Gesprächen zwischen der Stadt, Architekten, Belüftungsspezialisten und dem Verein über die weitere Nutzung des Schlosskellers wurde beschlossen, dass die Stadt die Kosten für die Erneuerung der Lüftungsanlage und die damit verbundenen Sanierungsarbeiten in dem denkmalgeschützten Gewölbekeller übernimmt. Rund 330.000 Euro wurden in die Arbeiten investiert.
Die Schützengilde selbst hat aber auch viel dazu beigetragen, dass sie nun ein neues Domizil hat, das im Kreis seinesgleichen sucht. 30.000 Euro – etwa 95 Prozent des Vereinsvermögens –, sowie 1800 Arbeitsstunden von zehn Vereinsmitgliedern, über acht Monate verteilt, wurden in den Umbau gesteckt. Zu den Eigenleistungen, die der Verein gestemmt hat, gehören der komplett neue Bodenaufbau im Bereich des 25-Meter-Stands, die Erneuerung von Beschusssicherung, Rückprallschutz und Schussfang, sowie die Bearbeitung von Wänden und Deckenverkleidung des 25-Meter-Stands, die Erneuerung der Bodenfliesen und der Umbau sowie Abbruch von Zwischendecken.
Während die neue Lüftungsanlage am 25-Meter-Stand schon in Betrieb ist, wurden Lüftung und Elektrik am 50-Meter-Stand noch nicht abgenommen, sind dort aber auch schon für den Betrieb vorbereitet. Der Umbau ist damit aber noch nicht vollständig abgeschlossen. Für den kompletten Austausch alter Leuchtstoffröhren gegen energiesparende LED-Lampen hat sich der Verein bei einem Förderprogramm des Landes Hessen beworben, berichtet Kluge. Weitere Pläne könnten umgesetzt werden, sobald wieder genügend Geld in der Vereinskasse ist. Aber schon jetzt sind die Vorteile der umgebauten Schießanlage sichtbar. Sie bietet deutlich mehr Sicherheit und Komfort als die alte Anlage. Zudem ist nun auch Mehrdistanzschießen möglich. Das macht die Anlage auch für andere Vereine aus der Region attraktiv, was wiederum auf lange Sicht eine lukrativere Nutzung der Schießstände ermöglicht.
Der Bürgermeister lobte den Verein für dessen Engagement und zeigte sich zuversichtlich, dass der Schlosskeller nach der Sanierung eine herausragende Stellung im Kreis einnehmen werde. Dem konnte Kluge nur zustimmen, zumal eine erste Feuertaufe nach dem Umbau bereits mit dem Vereinsschießen Anfang Oktober erfolgreich absolviert wurde. „Die Resonanz war super, 21 Teams haben da mitgemacht“, freut sich der Vorsitzende. Er sei stolz auf das, was sein Verein geleistet hat. Durch den Umbau habe der Verein neue Zulassungen bekommen, die viele Schießstände im Umkreis nicht hätten. Somit sei ein Schießstand geschaffen worden, der im Kreis einzigartig sei. (sb)