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Am vergangenen Dienstag hatte die Stadt Kelsterbach zur Bürgerversammlung ins Fritz-Treutel-Haus geladen, um über eine ganze Reihe aktueller Projekte zu informieren und mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen. Rund 200 Kelsterbacherinnen und Kelsterbacher folgten der Einladung und hörten sich an, was Bürgermeister Manfred Ockel und Stadtverordnetenvorsteher Frank Wiegand an Informationen vorzutragen hatten. Überdies stellten die Besucherinnen und Besucher Nachfragen zu den angesprochenen Themen, die vom Verwaltungschef prompt beantwortet wurden. Bereits im Vorfeld hatte die Stadt darum gebeten, Fragen einzureichen, um möglichst fundierte Auskünfte auf der Versammlung zu ermöglichen.
Auf dem Programm standen Themen aus den Bereichen Stadtentwicklung und Wärmeplanung sowie Straße und Verkehr. Dazu zählte unter anderem die Bebauung des ehemaligen Enka-Areals, zu der Ockel auf den jüngst geänderten Bebauungsplan verwies, der statt ausschließlich Gewerbe nun eine Mischnutzung erlaubt. Damit passt die Stadt die 15 Jahre alte Planung der heutigen, veränderten Nachfrage nach Gewerbeflächen beziehungsweise Raum für Wohnungen an. Mit den Eigentümern werde die Stadt nun über die Bebauung sprechen, die auf Grundlage eines städtebaulichen Konzepts entstehen solle. Auf jeden Fall verhindern wolle die Stadt, dass auf dem innerstädtischen Areal ein Rechenzentrum gebaut werde. Aus diesem Grund habe die Stadt eine Veränderungssperre erlassen. In der Planung ist, auf der zurzeit noch zum Parken genutzten Liegenschaft ein Ärztehaus zu bauen. Vor allem sollen Fachärzte angesiedelt werden, von denen es in Kelsterbach aktuell zu wenige gebe, sagte Ockel. Vorgesehen sei, dass ein Investor den Rohbau des Gebäudes errichte und die künftigen Nutzer sich als Miteigentümer um die Herstellung der Inneneinrichtung kümmerten. Die Erschließung des Ärztehauses solle wie die des gesamten Geländes über die Dr.-Max-Fremery-Straße, nicht über die Rüsselsheimer Straße erfolgen. Anfang kommenden Jahres werde voraussichtlich der Bauantrag gestellt und im nächsten Herbst mit den Bauarbeiten begonnen, erläuterte der Bürgermeister.
Ein weiteres Thema, das viele Bürgerinnen und Bürger interessiert, ist die Nachnutzung des Geländes der Karl-Treutel-Schule (KTS), für die ab Dezember ein Neubau in der Mörfelder Straße, angrenzend an die IGS, entsteht. Die Stadt hatte einen städtebaulichen Wettbewerb ausgeschrieben, um für die weitere Verwendung des Areals eine komplette Konzeption zu erhalten. Der siegreiche Entwurf „Drei Höfe für Kelsterbach“ sieht eine heterogene, kleinteilige Gebäudestruktur vor, die durch Plätze verknüpft ist, einen grünen Anger und einen Nachbarschaftsplatz als zentralen Treffpunkt. Raumprägende, im jetzigen Bestand vorhandene Bäume sollen erhalten bleiben. Da die Stadt Kelsterbach Eigentümer der Liegenschaft sei, bestimme sie auch, was dort gebaut werde, stellte Ockel klar. In Sachen Freiraumqualität wolle man ein Zeichen setzen, für eine gute Durchgrünung sorgen und Autos in eine Tiefgarage verbannen. Sobald ein Bebauungsplan fertiggestellt sei und öffentlich ausliege, könnten sich interessierte Kelsterbacherinnen und Kelsterbacher, die dort Wohnraum schaffen wollten, bei der Stadt darum bewerben, mit investieren zu dürfen. Der Bürgermeister verneinte die Nachfrage aus dem Publikum, ob auf dem Gelände auch ein Spielplatz entstehe. Zum einen sei die zu erwartende Lärmentwicklung zu hoch, zum andern erneuere die Stadt zurzeit einige Spielplätze, die in unmittelbarer Nähe gelegen seien, so dass es an Spielmöglichkeiten nicht mangele. Eine weitere Nachfrage galt der Zukunft der Mehrzweckhalle Süd, die, wie Ockel zur Antwort gab, zusammen mit dem alten Schulgebäude abgerissen wird. Ein Ersatzneubau für eine geräumige Sporthalle sei ebenfalls am neuen Standort der Karl-Treutel-Schule geplant. Zusammen mit der Mehrzweckhalle Süd wird auch das dortige Lehrschwimmbecken aufgegeben. Ein Ersatz wird durch eine Erweiterung des Sport- und Wellnessbades geschaffen, die dann den bisherigen Nutzern des Lehrschwimmbeckens zur Verfügung steht. Die Stadtverwaltung regelt die Vergabe der Nutzungszeiten, der Schwimmbadbetreiber GMF kümmert sich um den technische Betrieb.
Die Kosten für den Neubau der KTS beschäftigten einen Besucher der Versammlung, der vermutete, die Kostenplanung werde nicht einzuhalten sein. Bürgermeister Ockel räumte ein, dass es beim Bauen immense Kostensteigerungen gebe. Dennoch gehe er davon aus, dass die veranschlagte Summe eingehalten werde, dafür sorgten der Generalunternehmer sowie ein Controllingbüro. Ockel unterstrich noch einmal die Notwendigkeit des Baus der Schule, die aufgrund stark gestiegener Schülerzahlen unabweisbar geworden sei.
Auf großes Interesse seitens der Bürgerinnen und Bürger stießen Ockels Ausführungen zur Weiterentwicklung der Stadtmitte. Dort soll in der alten Mörfelder Straße neben dem großen Wohn- und Geschäftshaus auf dem Sandhügelplatz ein weiteres Haus entstehen, das im Erdgeschoss eine Drogerie und in den darüber liegenden vier Geschossen Wohnungen beherbergen soll. Im kommenden Jahr werde mit dem Bauantrag gerechnet und im Folgejahr 2025 solle gebaut werden, sagte der Bürgermeister. Die alte Mörfelder Straße werde dann ein verkehrsberuhigter Bereich werden, fügte er an. Das Thema Verkehr in der alten Mörfelder Straße – genauer gesagt das häufig zu beobachtende Fehlverhalten von Verkehrsteilnehmern, die teilweise dadurch andere gefährdeten – beschäftigte einige sich zu Wort meldende Besucherinnen und Besucher. Zum Teil geschieht dies offenbar, wenn in der Straße ein freier Parkplatz gesucht wird. Dabei gibt es doch eine Tiefgarage für die Kunden der Geschäfte auf dem Sandhügelplatz, die aber nicht so gut genutzt wird, wie es wünschenswert wäre. „Die Tiefgarage ist schwach besetzt und oben streitet man sich um jeden Parkplatz“, brachte Ockel das Problem auf den Punkt. „Die Autos müssen in die Tiefgarage, dann ist oben auch mehr Platz für Bäume“, setzte er hinzu. Dies würde fraglos die Aufenthaltsqualität verbessern, um die es in den Augen vieler Kelsterbacherinnen und Kelsterbacher nicht besonders gut bestellt ist, wie manche Anmerkungen deutlich machten. Die Situation in der Stadtmitte zu verbessern, neben Einkaufsmöglichkeiten auch attraktive Angebote für den Aufenthalt zu schaffen, sei nur im Benehmen mit den Eigentümern der Liegenschaften möglich, stellte Ockel klar. Leider seien nicht immer alle Eigentümer dazu bereit, zentral gelegene Immobilien stünden seit langem leer oder würden auf fragwürdige Weise genutzt.
Aufmerksam verfolgte das Auditorium auch die Äußerungen Ockels zur Kommunalen Wärmeplanung. Demnach muss die Stadt Kelsterbach bis 2026 einen Plan erstellen, wie im Stadtgebiet statt mit fossilen mit regenerativen Energieträgern geheizt werden kann. Sechzig Prozent aller Gebäude in der Stadt seien 30 Jahre alt oder noch älter, Gas- und Ölheizungen in diesen Gebäuden gang und gäbe, meint Ockel. Für diese Transformation kommen in der Untermainstadt vor allem die in näherer Zukunft entstehenden Rechenzentren infrage, die mehr als genug Abwärme produzieren, um rechnerisch die ganze Stadt mit Heizenergie zu versorgen. Auch Wasserstoff sei als umweltverträglicher Energieträger sehr wichtig, ergänzte Ockel. In Kelsterbach gebe es ein sehr gutes Gasnetz, das der Versorger Mainova für die Durchleitung von Wasserstoff zu ertüchtigen beabsichtige. Auch das Wasser des Mains komme als Wärmelieferant infrage, wie man aus Flusswasser Energie gewinnen könne, werde zurzeit andernorts erprobt. Schließlich sei auch Solarenergie, insbesondere Photovoltaik, ein wichtiges Thema. Das Energiekonzept für die Kommunale Wärmeplanung müsse quartiersweise, an die jeweiligen Gegebenheiten angepasst, erarbeitet werden, erläuterte Ockel. Der Bau von Wärmenetzen benötige genügend Abnehmer der durch sie bereitgestellten Energie, um wirtschaftlich betrieben werden zu können. Schließlich erfordere ein Wärmenetz enorme Investitionen, von denen heute niemand sagen könne, wer sie letztendlich finanzieren werde. Auf Nachfrage bestätigte Ockel, dass auch zu prüfen sei, ob mittels Geothermie Wärme erschlossen werden könne. Auch die Solarstromproduktion müsse durch die konsequentere Nutzung geeigneter Flächen – etwa Flachdächer von Gewerbeimmobilien – gesteigert werden. Eine mögliche Förderung von Balkonkraftwerken sei ebenfalls Teil der Überlegungen.
Ein Thema, das für viele Wortmeldungen sorgte, ist das der Geschwindigkeitskontrollen beziehungsweise des zu schnellen Fahrens im Stadtgebiet. Vielfach wurde der Wunsch nach verstärkten Kontrollen geäußert. Der Bürgermeister gab zur Auskunft, dass die Stadt verschiedene technische Lösungen der Geschwindigkeitskontrollen, die größeren Erfolg versprächen, weil sie unauffälliger seien als die üblichen Messvorrichtungen, nicht ohne Weiteres genutzt werden könnten, weil dies an bestimmte Vorgaben, etwa ein Mindestmaß an Verkehrsbelastung der zu kontrollierenden Straße, geknüpft sei. Man wolle mit der Polizei in den Dialog eintreten, um auszuloten, was vielleicht noch möglich sei, versprach Ockel. Zurzeit würden die mobilen Geschwindigkeitskontrollen von einer Dienstleisterfirma unter Hinzuziehung eines Kelsterbacher Hilfspolizeibeamten vorgenommen. Andauernder Personalmangel im Außendienst des Ordnungsamtes machten es schwer, Geschwindigkeitskontrollen auszuweiten. „Ich würde noch heute Abend sofort jemanden einstellen“, versicherte Ockel, der auf vier unbesetzte Stellen bei der Hilfspolizei verwies. Als Sofortmaßnahme hat die Stadt Kelsterbach Hilfspolizisten aus anderen Städten engagiert, die sich im Nebenjob in Kelsterbach stundenweise etwas dazuverdienen.
In der Bürgerversammlung wurden zahlreiche weitere Themen besprochen und Fragen beantwortet. Bürgermeister Ockel und Stadtverordnetenvorsteher Wiegand zeigten sich sehr zufrieden damit, dass so viele Kelsterbacherinnen und Kelsterbacher gekommen waren und sich sehr konstruktiv am Dialog mit der Verwaltung beteiligten. Bürgerversammlungen sollen nun regelmäßig, bis zu vier Mal im Jahr, stattfinden. Die an dem Abend gezeigte Präsentation ist auf der Website der Stadt Kelsterbach abrufbar. (wö)