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2018, ein Jahr wie es sich die Sonnenanbeter nur so wünschen. 2018, ein Jahr, das schon jetzt den Waldbesitzern, Förstern und Landwirten den Angstschweiß auf die Stirne treibt. Und die wird nass, ganz anders als der Wald- und Feldboden und die Flussbetten kleinerer Gewässer. Die sind knochentrocken. Alles lechzt nach monatelanger Trockenheit und Sonne geradezu nach Wasser, am besten in der Form eines mehrwöchigen Salzburger Schnürlregens.
„Viele Kiefern, sowieso durch Misteln vorgeschädigt und wegen des sandigen Bodens schlecht mit Wasser versorgt, werden es kaum schaffen zu überleben“, sagt Martin Klepper, Fachdienstleiter Forst der Stadt Kelsterbach. Seit Mitte Mai 2018 habe es nur knapp 20 Liter Niederschlag auf den Quadratmeter Boden gegeben, also viel zu wenig nach Auskunft des Försters. Die Kiefern leiden, die wasserliebenden Buchen noch mehr, nur die heimische Stiel- und Traubeneiche komme noch ganz gut mit der Trockenheit zurecht. „Wir dürfen aber auch nicht vergessen, dass wir ein Maikäferjahr hatten, für den notwendigen zweiten Johannistrieb im Juni nach dem Kahlfraß haben die Bäume schon ihre ganze Energie aufgewendet. Jetzt noch die Trockenheit, das wird teils schlimm ausgehen“, befürchtet Klepper. Weitere Schädlinge im Wald seien der Diplodia-Pilz bei den Restkiefern und der Borkenkäfer, der solche trocken-heiße Perioden und vorgeschädigte Bäume geradezu liebe. Auch die trockenheitsresistenen Roteichen leiden unter dem Wassermangel, Grundwasser in acht bis zehn Meter ist für die Bäume nicht verfügbar. Nur das bisschen Regen stünde zur Verfügung, und darauf hoffen die Forstleute bundesweit, am besten in Form langanhaltenden gleichmäßigen Landregens.
Ohne Wässerung überlebt bei diesem Wetter keine Neuanpflanzung
„Wir haben dieses Jahr den heißesten und trockensten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen und daher bereits im Mai angefangen zu wässern“, so Klepper. Bei jedem der bisher drei Durchgänge habe man 20 Liter Mainwasser - das dürfe man nutzen - pro Quadratmeter auf den Waldboden gegeben, damit die Neuanpflanzungen überleben. Mit neuen Trieben am Stammanfang zeigen die kleinen Pflänzchen, dass sie zumindest eine Chance haben, einmal groß zu werden. Was trotzdem abgestorben sei an Baumholz, werde man einschlagen und vermarkten, je zügiger desto besser, denn aufgrund der Borkenkäferkalamität als Folge des Windwurfs im Frühjahr fallen die Preise. Für Stammholz guter Qualität könne man je nach Dimension noch 60 bis 75 Euro je Festmeter erzielen. Für Palettenholz bietet der Markt derzeit noch 35 bis 45 Euro, für Industrieholz noch gerade mal 2o Euro je und für Holz zur energetischen Nutzung sechs Euro pro Schüttraummeter. Wer aufmerksam durch den Kelsterbacher Wald spaziere, der könne die Trockenschäden gut sehen. Da stehen trockengeschädigte amerikanische Roteichen neben noch gesund grünen heimischen Eichen, ein Blick auf den Boden mache deutlich, wie knochentrocken alles ist, sagt Klepper. Die Stadt Kelsterbach gebe sich alle erdenkliche Mühe, die vorhandenen Waldflächen zu hegen und zu pflegen. Der Wald als ein Stück deutsches Kulturgut und als Erholungsfläche sei gerade in einer dicht besiedelten Region erhaltenswert.
Der neue Hüter des Waldes
Martin Klepper, studierter Forstwissenschaftler aus Rüsselsheim, ist seit dem 1. August neuer Fachdienstleiter Forst und damit erster Hüter der rund 300 Hektar Waldflächen. Klepper, verheiratet, bildet mit seinem Jagdhund „Benno“, einer steirischen Rauhaarbracke, ein unzertrennliches Gespann, das die Kelsterbacher auf ihren Spaziergängen antreffen werden. Seit 2012 ist Klepper mit dem Kelsterbach Forst vertraut. Als Förster und amtlich bestätigter Jagdaufseher ist er auch mit dem Wildtiermanagement beschäftigt. „Forstarbeit“ habe heute nichts mehr mit dem Idyll eines medialen „Forsthaus Falkenau“ zu tun, neben der eigentlichen Waldarbeit warte viel Schreibtischarbeit und Dokumentation. Eine Zeitlang war Klepper mit einem forstlichen Sachverständigenbüro selbständig. Als Ziel für Kelsterbachs Forst gibt Klepper die Schaffung eines struktur- und baumartenreichen Waldes aus, der durch naturnahe Verjüngung stark und stressresistent wird. Frühestens „Kelsterbach 2050“ kann es dann mit eigenen Augen sehen und im dann noch hoffentlich bestehenden Forst seine Runden drehen. (hb)