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Einen geselligen, unterhaltsamen und lehrreichen Nachmittag verbrachten rund 150 Kelsterbacherinnen und Kelsterbacher vergangene Woche im Fritz-Treutel-Haus. Margarete Sandner und Günter Schneider hatten namens der SPD AG 60plus zum bunten Nachmittag in den Bürgersaal eingeladen, um gemeinsam mit den Gästen bei Äppelwoi, Brezeln, Gesang, Gebabbel und vor allem vielen Beiträgen zur jüngeren Geschichte Kelsterbachs vergnügliche Stunden zu verbringen.
Zwei Jahre musste die vor allem bei der älteren Generation sehr geschätzte Veranstaltung – der Coronapandemie geschuldet – pausieren, ehe jetzt die nunmehr zwölfte Auflage von „Kelsterbach einst und heute“ über die Bühne ging. Der gute Publikumszuspruch – in immer-noch-Corona-Zeiten nicht unbedingt selbstverständlich – bewies, wie sehr die Kelsterbacherinnen und Kelsterbacher die ehrenamtliche Leistung der beiden Organisatoren und deren gutes Händchen für eine gelungene, abwechslungsreiche Mischung der Programminhalte schätzt.
Den Auftakt nach der Begrüßung des Publikums durch Sandner und Schneider machte Bürgermeister Manfred Ockel, der von einer Reise aus per Videoübertragung seine besten Grüße bestellte und für die erneute Ausrichtung des bunten, geschichtsträchtigen Nachmittags dankte.
Der Chor der Bürgermeister-Hardt-Schule, bestehend aus 50 Schülerinnen und Schülern der zweiten bis vierten Klassen, nahm vor der Bühne Aufstellung und erfreute das Publikum mit dem Lied „Lampenfieber“ – das den Kindern übrigens so ganz und gar nicht anzumerken war –, den beiden perfekt zur Jahreszeit passenden Liedern „Bunt sind schon die Wälder“ und „Die Herbstzeit ist da“ sowie mit dem vielstrophigen Kinderliedklassiker „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“. Auf dem Flügel begleitete Tamara Spendel, Klavierlehrerin der Musikschule Kelsterbach, den Schulchor.
Die Musikschule stand auch im nächsten Beitrag im Mittelpunkt. Der Leiter der musischen Bildungseinrichtung, Marc Fischer, blickte auf die vergangenen fünf Jahrzehnte zurück, in denen die Musikschule inzwischen besteht. Hat sich seinen Worten nach auch das Konzept des Unterrichtens geändert – anfangs wurde in Gruppen unterrichtet, heute sind Einzel- und Zweierunterricht der Standard –, so sind die Gebühren dafür nach wie vor ganz bewusst niedrig geblieben, um es allen Kindern, aber auch Erwachsenen, in Kelsterbach zu ermöglichen, ein Instrument zu erlernen.
Christian Schönstein, seines Zeichens Kelsterbacher Stadtarchivar und zweiter Vorsitzender des Volksbildungswerks (VBW), hatte mit Unterstützung durch Hartmut Blaum, VBW-Vorsitzender und Stadtarchivar im Unruhestand, einen Fotovortrag vorbereitet, den er dem Publikum präsentierte. Er spannte einen bunten Reigen mit bedeutenden Ereignissen der vergangenen 70 Jahre. Beginnend mit der Verleihung der Stadtrechte an Kelsterbach im Jahr 1952, die mit Fotos der damit verbundenen Feierlichkeiten sowie der ersten Sitzung des ab da als Stadtverordnetenversammlung firmierenden Kelsterbacher Parlaments dokumentiert wurde, über die Eröffnung der Bahnunterführung 1975 und des Bürgerhauses 1984 bis hin zur Fertigstellung der neuen Stadtmitte auf dem Sandhügelplatz im Jahr 2017 brachte er viele interessante Impressionen zum Vortrag, die die Entwicklung Kelsterbachs hin zu einer modernen, infrastrukturell sehr gut aufgestellten Stadt anschaulich dokumentierten.
Der Volkschor Kelsterbach trat anschließend vor die Bühne, um zwei Gesangsstücke zum Besten zu geben. Mit dem Titel „One way wind“ und dem von Heimatliebe kündenden Lied „Im Dorf, wo ich geboren bin“ erfreuten und berührten die Sängerinnen und Sänger das Publikum.
Beim letzten Programmpunkt vor der Pause wurde es lebhaft auf der Bühne, denn die „Zappelfüße“ genannte Kindergruppe der Tanzsportgruppe Flair trat ins Rampenlicht. Die jüngsten Tänzerinnen und Tänzer des Vereins führten zum Entzücken der Zuschauerinnen und Zuschauer ihren Tanz zum fetzigen Song „Jambo Mambo“ auf. Da die Vorführung so gut ankam und der gesamte Saal eine Zugabe forderte, gab’s den Tanz gleich noch ein zweites Mal zu sehen.
Die anschließende Pause konnte nicht nur dazu genutzt werden, sich ein wenig die Füße zu vertreten oder mit einem Glas Sekt anzustoßen, im Foyer des Fritz-Treutel-Hauses hatte Christian Schönstein eine sehenswerte Fotoschau mit Aufnahmen von Kelsterbach aus der Vogelperspektive ausgestellt. Wissbegierigen gab er gerne Auskunft zu den einzelnen Aufnahmen.
Mit Bildern ging es weiter im Programm, als Roland Schmidt vom Film- und Video-Club Kelsterbach die große Leinwand des Bürgersaals mit einem Film über die Entwicklung des Gewerbes und Einzelhandels speziell im Unterdorf und in der Bergstraße bespielte. Ausgehend von einer Fotoausstellung im Stadtmuseum, deren Exponate Schmidt mit der Videokamera eingefangen hat, stellte der Hobbyfilmer den historischen Bildern Aufnahmen jüngeren Datums gegenüber. Dabei wurde deutlich, wie schnell bisweilen die Zeit vergeht, denn von den zum Zeitpunkt des Filmdrehs vor wenigen Jahren noch existenten und im Film gezeigten Geschäften ist inzwischen das ein oder andere doch geschlossen worden.
Zum Konzept von „Kelsterbach einst und heute“ gehört es, dass Vereine, die ein Jubiläum feiern, sich dem Publikum vorstellen dürfen. Davon machte diesmal der Ball-Spiel-Club Kelsterbach Gebrauch, dessen Vorsitzender Rüdiger Pfennig durch ein Dreiviertel Jahrhundert bewegter Vereinsgeschichte mit manchen Veränderungen und vielen sportlichen Glanzlichtern und Erfolgen führte. Dass der BSC der Dauer seines Bestehens zum Trotz ein junger Verein ist, machten zwei Dutzend Jugendfußballer deutlich, die während Pfennigs Vortrages im Saal als Repräsentanten ihres Clubs Präsenz zeigten.
Getreu dem Motto „das Beste zuletzt“ betraten die „Maamauerbaabambeler“ die Bühne. Die original Kelsterbacher Wortschöpfung lautet auf Hochdeutsch Mainmauerbeinebaumeler und beschreibt junge Leute, meist Männer, die auf der Mauer am Mainufer gesellig beisammensitzen und neben den Beinen auch die Seele baumeln lassen. Natürlich sitzen sie nicht schweigend zusammen, sondern babbeln geradeheraus über alles, was das Herz bewegt. Die Maamauerbaabambeler sind den treuen Besucherinnen und Besuchern von „Kelsterbach einst und heute“ bestens vertraut, diesmal fanden sich Edi Fenkl, Heinrich Hoffmann, Günter Schmidt, Willi Laun, Heinrich Richtscheid, Erhard Stenzinger und Doris Rammstädter zu der gesprächsfreudigen Runde zusammen.
Eines der intensiv besprochenen Themen war, wie man Äppelwoi keltert. Dass die süßen Apfelsorten aus dem Supermarkt denkbar ungeeignet sind, um zum „Stöffche“ veredelt zu werden, sondern dass es saure Früchte wie der Trierer Weinapfel sein müssen, ließen die schiebermützenbewährten Maamauerbaabambeler das Publikum wissen. Als Beilage zum Äppelwoi, Rauscher oder Süßen empfahlen sie Quetschekuchen. Und weil das für den ein oder anderen ungeübten Magen dann doch eine zu große Herausforderung sein könnte, wurden Handkäs und Rippchen mit Kraut als leichter bekömmliche Alternativen aufgezeigt.
Die Maamauerbaabambeler schwelgten freilich nicht allein in kulinarischen Genüssen, sie widmeten sich auch ernsteren Themen wie fehlenden Einkaufsmöglichkeiten im Unterdorf oder der Digitalisierung des Verwaltungshandelns. Letzteres stellt für mit den heutigen digitaltechnischen Geräten und deren Möglichkeiten wenig vertraute, oftmals ältere Menschen eher eine Herausforderung denn Chance dar. Wohl dem, der einen Enkel hat, der sich damit auskennt, lautete die Schlussfolgerung der Gesprächsrunde.
Der unterhaltsame Nachmittag durfte natürlich nicht zu Ende gehen, ohne dass die Kelsterbacher „Nationalhymne“, das von Jockel Kuhn komponierte und getextete Lied „In Kelsterbach beim Äppelwoi“ zu Gehör gebracht worden wäre. Der Volkschor trat erneut nach vorne, und mit ihm sang der ganze Saal, sich schunkelnd in den Armen liegend, das ans Gemüt rührende Lied. Hernach, am Ende eines kurzweiligen Nachmittags, traten die Besucherinnen und Besucher wohlgestimmt den Heimweg an, hoffnungsfroh, dass es nicht die letzte Auflage von „Kelsterbach einst und heute“ gewesen sein möge. Und dem von Margret Sandner eingangs als Wunsch geäußerten Satz „Ein schöner Nachmittag, schöner wie daheim vorm Fernsehn“ dürfte schlussendlich jeder mit voller Überzeugung zugestimmt haben. (wö)