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In Deutschland leben zurzeit rund 70 Millionen Menschen mit einem Alter jenseits von 14 Jahren. Davon, so eine Zählung, sind rund 15 Millionen in irgendeiner Form ehrenamtlich tätig. Zum Internationalen Tag des Ehrenamtes ist sogar von 19 Millionen Menschen die Rede, die sich auf die eine oder andere Weise für das Gemeinwohl in der Gesellschaft engagieren. Noch eine Zählweise: 27 Millionen Mitgliedschaften registrierte der Deutsche Olympische Sportbund im Jahre 2022. Meist sind diese Menschen dann zwischen zehn und zwanzig Stunden in der Woche für einen Verein, eine Hilfsorganisation, die Feuerwehr, das Technische Hilfswerks, einen Rettungsdienst, eine karitative Einrichtung oder eine Glaubensgemeinschaft unterwegs – sei es als Vorstandsmitglied, Helfer oder wie auch immer. Da sind der Fantasie und den Möglichkeiten kaum Grenzen gesetzt. Auch die Kommunalpolitik in der Gemeinde, der Stadt oder aber im Landkreis baut auf das ehrenamtliche Element, ohne das die Bundesrepublik so nicht existieren könnte wie seit Jahrzehnten. „Do ut des“ oder „Gib, dass Dir gegeben wird“, so die deutsche Übersetzung des lateinischen Spruchs, sollte eine Solidargemeinschaft ausmachen. Eine, die viel gegeben hat ehrenamtlich, ist die Kelsterbacherin Helga Oehne. Sie wird am Samstag, 15. April, 80 Jahre alt, von „Aufhören“ ist bei ihr aber noch nicht die Rede.
Polyglotter Einsatz für Kelsterbach
Geboren ist Helga Oehne im benachbarten Frankfurt am Main, aufgewachsen jedoch in Kelsterbach. Sie besuchte die Alte Schule und danach die Karl-Treutel-Schule. Nach der Höheren Handelsschule und einer kaufmännischen Ausbildung setzte sie die Dolmetscherschule drauf mit den Sprachen Englisch, Spanisch und Französisch. Letztere Sprache spielt in ihrem Leben eine ebenso große Rolle wie die Stenografie. Nach einer Anstellung am ägyptischen Generalkonsulat war sie lange bei einer Messebaufirma bis zum Renteneintritt 2006 tätig, ihr Beruf führte sie in viele Staaten Afrikas und Amerikas.
Frau der Vereine
Selbstverständlich trugen und tragen in Kelsterbach einige Personen den inoffiziellen Ehrentitel „Mann der Vereine“. Beispiele dafür sind unter anderen Fritz Treutel, Ernst Freese oder Alfred Wiegand. Schon sehr früh war Helga Oehne als „Frau der Vereine“ in die ehrenamtliche Arbeit hineingerutscht, sah sich als eine Vorreiterin der Gleichberechtigung in einer ehemals stark männerdominierten Arbeits- und Vereinswelt. Seit den 1980er Jahren war sie Vorstandsmitglied im Vereinsring Kelsterbach, der Dachorganisation für Vereine, Verbände und Organisationen. Hier ist sie auch heute noch zweite Vorsitzende und oft in der Vereinswelt unterwegs, kennt die Sorgen und Nöte, die heute vor allem in der Suche nach ehrenamtlichen Helfern und Vorstandsmitglieder gipfeln. „Corona hat das alles noch verschlimmert, vor allem bei den Kulturvereinen,“ sagt Oehne. Hier müssten die Vereine in Kelsterbach auch neue Wege denken, beispielsweise den eines Mehrspartenvereins mit Abteilungen und einem hauptamtlichen Vorstand, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Der Vereinsmensch Helga Oehne weiß, wovon sie spricht, ist sie doch selbst Mitglied in 15 Vereinen. Vereine seien ein Stück Gemeinschaft und böten Lebensqualität vor Ort, es gelte, die zu erhalten und zu stärken.
Eng verbunden war und ist Helga Oehne dem Stenografenverein Gabelsberger, hier ist die ehemalige Meisterschreiberin (340 Silben pro Minute) noch immer die erste Vorsitzende und wirkt auch im Hessischen Landesverband mit. Viele Parlamentsstenografen hat sie unterrichtet. Ihre ehemaligen Weggefährten Karl Laun, Franz Treutel, Eugen Trumpp und Günter Niessner nennt Oehne als für sie freundschaftlich prägend. Begonnen hatte die Jubilarin mit der Kurzschrift, die sie auch heute noch perfekt beherrscht, mit dem 13. Lebensjahr, 1956. Und schon 1959 kam für sie das erste Ehrenamt bei den Gabelsbergern als Schriftführerin.
CDU und Kommunalpolitik
Die Christdemokratin Helga Oehne hatte es mit ihrer CDU in Kelsterbach in zurückliegenden Jahrzehnten nicht leicht im sozialdemokratisch dominierten Kelsterbach. Doch seit einigen Jahren arbeiten CDU und SPD in der Untermainstadt eng zusammen, um Kelsterbach auf Kurs zu halten oder voranzubringen. Aktuell erledigt sie als Geschäftsführerin des Stadtverbandes die laufenden Geschäfte. Treu ist sie der CDU schon seit rund 48 Jahren. Ehrenamtlich tätig war Oehne seit 2001 im Stadtparlament, war von 2011 bis 2021 gar die Stadtverordnetenvorsteherin. Dann führte sie ihr ehrenamtlicher kommunalpolitischer Weg 2021 in den Kelsterbacher Magistrat, wo sie als Stadträtin weiterhin die laufenden Geschicke mitbestimmt. Oft sieht man Helga Ohne auch in Begleitung der CDU-Landtagsabgeordneten Sabine Bächle-Scholz für die Stadt und den Kreis wirken. Vor allem mit dem kürzlich verstorbenen Alfred Wiegand verband Helga Oehne eine lange Freundschaft. Zu Oehnes Leben gehörte auch die Einbindung in die katholische Kirchengemeinde Kelsterbach unter den beiden Pfarrern Herbert Köhl und Franz-Josef Berbner.
Baugé-en-Anjou oder die Liebe zu Frankreich
Die ersten Kontakte zu Baugé-en-Anjou in Frankreich stammen aus dem Jahr 1976. Schon vor der offiziellen Verschwisterung war Helga Oehne bei den Austauschen als Übersetzerin dabei, stets aktiv, wenn Delegationen hin und her reisten, immer an vorderster Front, wenn es bei Feiern und offiziellen Anlässen zu übersetzen galt. Da war stets viel Fingerspitzengefühl nötig, um die Nuancen der beiden Sprachen herauszuarbeiten und den Zuhörern nahezubringen. Schon früh reiste Helga Oehne auch privat nach Frankreich, es wurden daraus unzählige Besuche und es entstanden Freundschaften fürs Leben. Helga Oehne war stets einer der unermüdlichen Motoren dieser Verschwisterung, die – politisch gewollt – die einzige und dafür tiefgreifende Partnerschaft für Kelsterbach bleiben sollte bis heute. Frankreich danke ihr die ausdauernde Freundschaft und das Bemühen um die Verständigung zwischen zwei einstmals verfeindeten Nationen mit der Goldmedaille der Stadt Baugé-en-Anjou im Jahre 2016. Darauf ist sie stolz. Driss Mameri, Joseph Ergand, Philippe Chalopin und viele andere stehen für die ausgezeichnete Freundschaft, die einst vor allem auch mit den gegenseitigen Besuchen der Gewerbetreibenden um den Kelsterbacher Herbert Bunz als Vorsitzender begannen. Die Anzahl der Besuche in Frankreich zu zählen, fällt Helga Oehne schwer, zumal viele private Besuche bis heute dazugehören. Aber auch eines der schlimmsten Ereignisse ist mit Baugé-en-Anjou verbunden. Es war ein tödlicher Autounfall der französischen Delegation auf der Rückreise von einem Besuch in Kelsterbach, zwei Frauen kamen dabei ums Leben. Das traf ins Mark, auch persönlich. Auch heute, 2023, ist Helga Oehne für die Partnerschaft zwischen den beiden Städten weiterhin als Verschwisterungspräsidentin aktiv.
Ehrungen und Geburtstagsgeschenk
Zu ihrem runden Geburtstag wünscht sich Helga Oehne vor allem Gesundheit, um sich noch weiterhin engagieren zu können, und vor allem, um privat zu reisen und neue Eindrücke von der Welt zu sammeln. Ihrem Garten und den beiden Hauskatzen in der Feldstraße im Unterdorf gilt auch weiterhin ihre Aufmerksamkeit, dort kann sie Kraft schöpfen zwischen den immer noch häufigen Terminen. Statt Geschenken wünscht sich die Jubilarin eine Spende, die sie wie schon beim 75. Geburtstag an die „Schlaganfall-Hilfe“ weiterleiten möchte. Die Stadt Kelsterbach, die Partnerstadt Baugé und auch die Bundesrepublik Deutschland bedachten Helga Oehne mit höchsten Ehrungen für ihren Einsatz. Sie erhielt den Ehrenbrief der Stadt, des Landes Hessen und als Abrundung für den gesamten Einsatz das Bundesverdienstkreuz und weitere zahlreiche Auszeichnungen. (hb)