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Der Kelsterbacher Ortsverband des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) blickt auf 120 Jahre Gewerkschaftsgeschichte vor Ort zurück. Im Jahre 1903 wurde in der Untermainstadt ein Gewerkschaftskartell der Holz-, Bau-, Fabrik- und Metallarbeiter gegründet, auf das sich der DGB-Ortsverband als seinen Ursprung bezieht. Noch immer sind Gewerkschafter und Gewerkschafterinnen in Kelsterbach rührig und aktiv, wie sie aufs Neue mit der feierlichen Eröffnung einer Ausstellung zur hiesigen Gewerkschaftsgeschichte in der Stadt- und Schulbibliothek bewiesen. Die Schau zeigt auf zahlreichen Stellwänden die Geschichte der Gewerkschaften im Allgemeinen, in Deutschland, und im Besonderen, in Kelsterbach. Sie ist dort noch bis zum 21. April zu sehen.
Als Gratulant und Gastredner zugleich war der Vorsitzende des DGB-Bezirks Hessen-Thüringen, Michael Rudolph, nach Kelsterbach gekommen. Er sagte, es sei ihm eine Ehre, Gast bei einem der ältesten DGB-Ortsverbände in Deutschland und dem ältesten in Hessen/Thüringen zu sein und die Festrede zu halten. Auf 120 Jahre Gewerkschaftsgeschichte könnten die Kolleginnen und Kollegen stolz sein. Gewerkschaften würden auch heute noch gebraucht, denn die erreichten Errungenschaften seien keine Geschenke, sondern das Ergebnis von Tarifkämpfen. „Man soll nicht glauben, dass alles in Stein gemeißelt ist und Gewerkschaften nichts mehr zu tun hätten“, mahnte Rudolph. Im Hinblick auf den bundesweiten Warnstreik im Verkehr räumte der Bezirksvorsitzende ein, dies sei für viele eine erhebliche Belastung, andererseits aber das einzige Mittel, die Forderungen durchzusetzen. Das Streikrecht müsse gegen Angriffe verteidigt werden, deshalb gelte es, solidarisch mit den Streikenden zu sein.
Bürgermeister Manfred Ockel gratulierte dem DGB-Ortverband zum Jubiläum und sagte, dieser sei eine wichtige Säule in der Stadt und solle ihr als solche erhalten bleiben. In Kelsterbach hätten sich die Gewerkschaften parallel zur Gemeinde, die sich vom kleinen Bauerndorf zum veritablen Industriestandort gewandelt habe, entwickelt. Anfangs habe es für die Industriearbeiter ganz schwierige Arbeitsbedingungen und Hungerlöhne gegeben und es sei ein harter Kampf um bessere Bedingungen und Arbeitnehmerrechte gewesen, der nur mit organisierten Gewerkschaften zu bestehen gewesen sei. Man könne sich heute glücklich schätzen, diese Errungenschaften im Arbeitsleben zu haben. Allerdings gehe heute auch die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander, stellte Ockel fest. Auch die Zahl der Personen, die eine Tafel benötigen, steige. Und dies seien nicht nur Flüchtlinge, sondern auch Menschen, deren Rente nicht mehr reiche; außerdem zeige sich Kinderarmut. „Die Stadt bemüht sich mit verschiedenen Trägern um Bildungschancen für alle und versucht, die Not zu lindern“, sagte der Bürgermeister. Leider sei die Stadt bei diesen Bemühungen chronisch unterfinanziert, stellte er fest. Leider sei das sich für andere Menschen Engagieren stark rückläufig und es wäre schade, wenn das 120-jährige Jubiläum des DGB-Ortsvereins Kelsterbach auch das letzte wäre, meinte Ockel. Das Ziel sollte es aber sein, den DGB-Ortsverein gemeinsam zu erhalten und zu beleben, damit auch das 125-jährige Bestehen gefeiert werden könne.
Grußworte an die Versammelten richteten ferner Jacqueline Weber von der DGB-Jugend, die hessische Landtagsabgeordnete Kerstin Geis und der stellvertretende Stadtverordnetenvorsteher Hans-Peter Hamann.
Eine besondere Ehre wurde Günter Schneider, dem ehemaligen Vorsitzenden des DGB-Ortsvereins Kelsterbach, zuteil. Sein Nachfolger als Vorsitzender des Ortsvereins, Georg Germann, zeichnete ihn mit dem Titel des Ehrenvorsitzenden aus. Von 120 Jahren Gewerkschaftsgeschichte in der Untermainstadt habe Schneider 30 Jahre – und damit ein Viertel – geprägt. Schneider sei so etwas wie die „graue Eminenz“ des DGB Kelsterbach und auch nach seinem Rücktritt vom Vorsitz weiterhin stets ein Ansprechpartner geblieben. Auch die Organisationssekretärin des DGB Region Südhessen, Heike Weber, gratulierte Schneider zu der Auszeichnung.
Die Feier lockerte der Musiker Heiner Herchenröder mit auf der Gitarre gespielten Arbeiter- und Protestliedern auf. (wö)