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Die evangelische Friedensgemeinde Kelsterbach wurde vor einem halben Jahrhundert, im Jahr 1972, gegründet. Sie entstand aus der Notwendigkeit heraus, eine weitere Kindertagesstätte einzurichten, aber sowohl die Martins- als auch die Christuskirchengemeinde betrieben bereits jeweils einen Kindergarten und durften keinen weiteren eröffnen. Also wurde kurzerhand eine neue Gemeinde unter der Bezeichnung Evangelische Kirchengemeinde Kelsterbach-West ins Leben gerufen. Ihren heutigen Namen bekam die Gemeinde bereits ein Jahr nach der Gründung, im Zuge eines Wettbewerbs. Zirka tausend Mitglieder zählte die Friedensgemeinde einst zu Beginn, heute sind es noch rund 300 Gläubige. Fast die Hälfte davon wohnt nicht im eigentlichen Kirchenbezirk, sondern außerhalb, und hat sich ganz bewusst für die Friedensgemeinde entschieden. Der Gemeindepfarrer heißt seit mehr als zwei Jahrzehnten Joachim Bundschuh, dessen halbe Pfarrstelle bei der Friedensgemeinde nach dem Willen der Landeskirche allerdings Ende übernächsten Jahres gestrichen werden soll. Die Friedensgemeinde hätte dann keinen eigenen Pfarrer mehr, sondern müsste sich mit anderen evangelischen Gemeinden in geeigneter Weise zusammentun.
Den ungewissen Zukunftsaussichten zum Trotz hat die Friedensgemeinde am Pfingstwochenende ihr 50-jähriges Bestehen gefeiert. Am Sonntag kamen die Mitglieder von Kelsterbachs kleinster evangelischer Gemeinde und zahlreiche Gäste zunächst im Gemeindehaus zusammen, um dort einen Gottesdienst zu feiern. Die Predigt hielt der Präsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Dr. Volker Jung. Im Anschluss begab sich die Festgesellschaft in die benachbarten Räume der Kindertagesstätte, um dort bei einem kleinen Empfang die Grußworte der Gäste anzuhören.
Zum Auftakt überbrachte Dekanin Heike Mause die Glückwünsche des Dekanats Groß-Gerau-Rüsselsheim zum Jubiläum. Die Friedensgemeinde habe in 50 Jahren Höhen und Tiefen miteinander bewältigt, im Kirchenvorstand diskutiert, viele Projekte auf den Weg gebracht, Gottesdienste und Feste miteinander gefeiert, zusammen gelacht und getrauert, sagte Mause. Es habe sich ein unendlicher Reichtum an Geschichten angesammelt, die die Menschen in der Friedensgemeinde erlebt hätten, fuhr sie fort. Und jeder Mensch, jede Begegnung sei ein Schatz, ergänzte sie. Passend zu ihren Ausführungen hatte die Dekanin ein Schatzkästchen als Geschenk mitgebracht, das mit herzförmigem Naschwerk gefüllt war. Sie überreichte es an Pfarrer Joachim Bundschuh als symbolische „Stärkung für die Zukunft“.
Bürgermeister Manfred Ockel sagte mit Blick auf die Anfänge der Friedensgemeinde, es sei eine „sinnvolle und weise Entscheidung“ der Stadt gewesen, die Kitaträgerschaft der Friedensgemeinde anzutragen, die dann gleichzeitig ein Kommunikationszentrum auf christlichem Fundament geschaffen habe. Davon habe das Quartier im Kelsterbacher Südwesten, das die Friedensgemeinde mit viel Toleranz und Ideenreichtum ausgefüllt habe, profitiert und sich gut entwickelt. Die Kooperationspartnerschaft der Gemeinde mit der Stadt habe in fünf Jahrzehnten gut funktioniert, resümierte Ockel. Nun aber stünden in der Kirche und ihren Gemeinden die Zeichen auf Wandel, und es gelte, sie bei ihrem Reformprozess zu unterstützen. Ziel solle es sein, mittels eines Kompromisses auch in der Zukunft dasjenige zu erhalten, was in der Friedensgemeinde in fünf Jahrzehnten gelebt worden sei. Dies sei „eine ganz wichtige Säule für die Stadt, die erhalten werden soll“, machte Ockel deutlich. Dazu sollten Gespräche mit dem Vorstand der Stadtverordnetenversammlung und mit allen Fraktionen geführt werden. „Ich bin sicher, dass sich das bewerkstelligen lässt“, gab sich der Bürgermeister zuversichtlich, das angestrebte Ziel erreichen zu können. Ockel dankte dem Kirchenvorstand für dessen Arbeit und dafür, stets das Gespräch mit der Stadt und einen guten Weg gesucht zu haben. Als Geschenk zum Gemeindejubiläum überreichte er Pfarrer Bundschuh als Vorsitzendem des Kirchenvorstands einen städtischen Scheck.
Stadtverordnetenvorsteher Frank Wiegand sagte, er freue sich, dass in Zeiten der Krisen das 50-jährige Bestehen der Friedensgemeinde einen Grund zu feiern gebe. Die Friedensgemeinde lobte er als „sehr aktive Gemeinde“, die in einer Stadt, die geprägt sei von Menschen mit Migrationsgeschichte, sich nicht zurückgezogen habe, sondern hinausgegangen sei und den Dialog über die Glaubensunterschiede hinweg gesucht habe. Den Herausforderungen in Kelsterbach lasse sich auch nur gemeinsam begegnen, über alles Trennende hinweg, ergänzte Wiegand. Heutzutage sei die Zugehörigkeit zu einer Kirche für viele Menschen nicht mehr wichtig. Das mache zwar Angst, gebe aber gleichzeitig Gelegenheit, sich neu aufzustellen, um den Glauben neu und lebendiger zu entdecken. „Haben Sie Gottvertrauen, bewahren Sie das, was Ihre Gemeinde ausmacht!“, ermutigte der Stadtverordnetenvorsteher die Mitglieder der Friedensgemeinde.
Glückwünsche überbrachten auch Carsten Höfer für die evangelische Martinsgemeinde und Anja Wolf für die evangelische Christuskirchengemeinde sowie Pfarrer Franz-Josef Berbner für die katholische Kirchengemeinde Kelsterbach. Ferner gratulierten der Vereinsringsvorsitzende Thorsten Schreiner und die stellvertretende Leiterin der Kita der Friedensgemeinde, Madeleine Contandin. (wö)