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KREIS GROSS-GERAU/Kelsterbach – An ungewohnter Stelle überreichte Landrat Thomas Will vor wenigen Tagen sechs Landesehrenbriefe und ein Bundesverdienstkreuz. Auch drei in Kelsterbach überaus aktive Menschen waren unter den Geehrten. Gefeiert wurde nicht wie üblich im Landratsamt. Um die Corona-Regeln einhalten zu können, war der Kreis mit seiner Feierstunde in die Aula der Beruflichen Schulen Groß-Gerau ausgewichen.
Dort bekam Georg Germann aus Mörfelden-Walldorf das Bundesverdienstkreuz am Bande. Den Ehrenbrief des Landes Hessen erhielten Eva Maria Böhm und Sonja Gareis aus Riedstadt, Richard Hefermehl aus Griesheim, Sonja Ritz aus Ginsheim-Gustavsburg sowie Gerhard Braun und Roland Schmidt aus Kelsterbach.
„Ein Held ist einer, der tut, was er kann. Die anderen tun es nicht.“ Dieses Zitat des französischen Schriftstellers Romain Rolland (1866 - 1944) stellte Landrat Thomas Will seiner Laudatio voran. Denn im von Rolland beschriebenen Sinne und auch im Sinne von Alltagsheld oder Alltagsheldin lasse sich der Begriff „Held“ verwenden: „Viele gute Beispiele dafür sitzen hier vor mir. Auch sie haben getan und tun, was sie können“, sagte Will.
Die Geehrten haben laut Will Sinn für Zusammenhalt und Solidarität gezeigt. „Das sind große Wörter und große Dinge. Doch deren Verwirklichung beginnt immer im Kleinen“, so Will. Die Pandemie nannte der Landrat als Beispiel dafür, wie die Herausforderungen für die Gesellschaft wachsen: von zunehmender Umweltverschmutzung und drohendem weiteren Klimawandel über Aggression gegenüber Hilfskräften und Hetze in Sozialen Medien bis zur Bedrohung der Demokratie durch rechts und linksextreme Umtriebe und Positionen: „Was ist hier der Lösungsansatz? Mir fällt da zum Beispiel Solidarität ein. Der Staat muss sich um jene kümmern, die am Rand stehen, die den Anschluss zu verlieren drohen oder verloren haben. Und wer ist der Staat? Das sind wir alle, das sind die Geehrten: Bürgerinnen und Bürger, die uns Vorbild sind.“
Landrat Thomas Will dankte nicht nur den Geehrten, sondern auch deren Angehörigen und Teams sowie ihren Heimatkommunen – „denn das Ehrenamt funktioniert nur in der Gruppe“. Reiner Engelmohr (E-Piano), Christian Meeßen (Trompete) und Stephanie Weimar-Meeßen (Geige), Trio Tastenstreich, umrahmten die Feierlichkeit, zu der weniger Gäste als sonst eingeladen werden konnten.
Georg Germann, Mörfelden-Walldorf/Kelsterbach
Auf zahlreichen Gebieten engagiert sich der gelernte Werkzeugmacher Georg Germann. Er erhielt bereits 2006 den Landesehrenbrief, war ehrenamtlicher Stadtrat von 2001 bis heute, davor acht Jahre lang Stadtverordneter in Kelsterbachs Nachbarstadt. Germann erhielt 2013 die Ehrenbezeichnung „Ehrenstadtrat“ in Mörfelden-Walldorf in Würdigung seiner Verdienste. Ehrenamtliche tätig ist er in der SPD seit 1984, wo er bis heute als Beisitzer im Vorstand ist. 1986 folgte der Beitritt in die Arbeiterwohlfahrt Mörfelden-Walldorf, wo Georg Germann ebenfalls (seit 2013) Beisitzer im Vorstand ist. Zu seinen Aufgaben zählt dort die Organisation von informativen Veranstaltungen; er erarbeitet eigenständig das Jahresprogramm des Seniorenclubs. Zudem führt er die AWO-Clubkasse.
Zu seinen ehrenamtlichen Verdiensten zählt außerdem die Arbeit in der Gewerkschaft (IG Metall, Verdi) – und das insgesamt von 1977 bis 2013, als der Wechsel vom Kelsterbacher Bauhof in den Ruhestand anstand. Auch danach engagierte sich Georg Germann weiter. Noch bis 2017 war er insgesamt 22 Jahre ehrenamtlicher Arbeitsrichter beim Arbeitsgericht Darmstadt (wie schon 1996 bis 2000). Dieselbe Funktion übte er am Arbeitsgericht Frankfurt aus (1988 bis 1994, 2005 bis 2010).
Georg Germann ist aus dem Kelsterbacher Vereinsleben nicht wegzudenken. Er ist neben Günter Schneider und dem verstorbenen Ludwig Börner eines der markanten Gesichter der Gewerkschaft DGB. Ortsverbandsvorsitzender war er 1984 bis 2009 in Mörfelden-Walldorf, seit 2009 gibt er dem Ortsverband Kelsterbach in der Leitung starke Impulse. Germann beteiligte sich unter anderem an der „Stolpersteinaktion“ in Kelsterbach, erst vor kurzem war er Mitgestalter des alljährlichen Antikriegstages auf dem Kelsterbacher Friedhof.
Gerhard Braun
Ein Leben für den Film – so ließe sich vielleicht die ehrenamtliche Leistung von Gerhard Braun am besten betiteln. Seit 1969, 51 Jahren, ist er Vorsitzender des Filmclubs Kelsterbach (fck), den er mitgegründet hat. Im vergangenen Jahr 2019 zum 50-jährigen Bestehen des Vereins hieß es in der Laudatio für den „Präsidenten“: Gerhard Braun „ist die Integrationsfigur, die den fck seit 50 Jahren zusammenhält. Ein Vorsitzender hat die Aufgabe, alle Interessen eines Vereins unter einen Hut zu bringen. Diese Aufgabe erfüllt Gerhard seit seinem Amtsantritt in vorbildlicher Weise.“ Der Vorsitzende hat darauf geachtet, dass sein Club immer auf dem neuesten technischen Stand war, dass es Kontakte zu anderen Filmclubs gab, dass man an Wettbewerben teilnahm und Freundschaften pflegte. Ob beruflich als in Kelsterbach bekannter Drogist oder mit dem Hobby Foto und Film: Engagement und Können sind die Attribute, die Gerard Braun zugeschrieben werden. Legendär sind die Filmabende des Filmclubs in Kelsterbach am Buß- und Bettag. Dann lauschen seit Jahrzehnten in der Summe tausende Filmfreunde der sonoren Stimme Brauns, wenn er die Filmtitel seiner Vereinsmitglieder ansagt. Der Filmabend selbst ist bereits ein Stück Kelsterbacher Kultur geworden, auf die die Menschen in der Untermainstadt stolz sein können. In großer Verantwortung für die Stadtgeschichte arbeitet Braun mit dem Stadtarchiv und dem Volksbildungswerk zusammen, um die Geschehnisse in der Untermainstadt in Wort und festzuhalten und zu bewahren. Das gilt in höchstem Maße auch für Roland Schmidt.
Roland Schmidt
Auch er erhielt den Landesehrenbrief. Roland Schmidt ist ebenfalls Mitbegründer des Film- und Videoclubs Kelsterbach und seitdem ununterbrochen im Vorstand tätig, unter anderem als Kassenwart. Er hält mit Leidenschaft Vorträge im Filmclub, bietet Filmvorführungen bei unterschiedlichsten Gruppen, produziert Filme zur Heimatgeschichte Kelsterbachs. Seine Filme, übertitelt mit „Schmidtchen filmte“, zeugen von ungemeiner Akribie und Liebe zum Detail. Schmidts Naturfilme über die heimische Vogelwelt sind ein Genuss. Noch länger als im Filmclub ist Roland Schmidt im Tischtennisclub Kelsterbach aktiv, wo er ebenfalls viele Jahre Vorstandsarbeit leistete.
Der „Mann für alles“ hat sich noch einer Reihe weiterer Aufgaben gewidmet: als ehrenamtlicher Richter am Jugendgericht in Groß-Gerau (16 Jahre), als Mitglied der Schulkommission (circa 25 Jahre) und des Personalrats (mehr als 30 Jahre) der Karl-Treutel-Schule, wo Roland Schmidt als Lehrer tätig gewesen war. Zusätzlich mit seinem Wirken als CDU-Mitglied (über 50 Jahre), der Mitgliedschaft in weiteren Vereinen (Volksbildungswerk, Handharmonikaspielring, Rotes Kreuz, Kolping, Eghalanda Gmoi) hat Roland Schmidt Maßstäbe gesetzt. Er ist ein enger Begleiter des Kelsterbacher Lebens und Geschehens, hat sich mit seinem Verein „Film- und Videoclub“ ganz besonders um die Bewahrung der Stadtgeschichte verdient gemacht. (hb)