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Wer mit der Bahn in Kelsterbach ankommt oder sich von der Innenstadt in Richtung Unterdorf begibt, muss zwangsläufig durch die Fußgängerunterführung unter der Bahnlinie, die bislang nicht unbedingt durch hohe Attraktivität aufgefallen ist. Das hat sich jetzt drastisch geändert, denn die Unterführung erstrahlt seit kurzem im wahrsten Sinne des Wortes in ganz neuem Licht. Bereits 2021 hatte sich die Stadt Kelsterbach um Fördermittel aus dem Landesprogramm „Zukunft Innenstadt“ beworben, um diese in grüne Rückzugsorte und die Schaffung neuer Aufenthaltsqualitäten in der Innenstadt zu investieren. Ein Vorhaben, das dabei im Zentrum stand, war die Neugestaltung der Unterführung am S-Bahnhof. Der Street Artist Guido Zimmermann und der Lichtkünstler Johannes-Nandu Kriesche hatten 2022 von der Stadt den Zuschlag bekommen, die rund 70 Meter lange Unterführung künstlerisch umzugestalten. In der vergangenen Woche nun konnte der vorläufige Abschluss des von der ProjektStadt, einer Marke der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätten, koordinierten Projekts gefeiert werden.
Nachdem im Sommer eine umfassende Erneuerung der Beleuchtung im PKW-Tunnel umgesetzt wurde, wurde ab Oktober auch im Fußgängerbereich die alte Beleuchtung gegen energieoptimierte Lampen ausgetauscht, bevor im November Zimmermann und Kriesche ihre Arbeit aufnahmen. Zudem wurden die alten Lamellenkonstruktionen an der Decke sowie die Schaukästen zurückgebaut und die Oberflächen professionell gereinigt. Trotz der guten Vorbereitung war die Arbeit in der Unterführung für die Künstler nicht zuletzt aufgrund der eisigen Temperaturen und der hohen Frequentierung durch Passanten nicht einfach. Eine besondere Herausforderung sei gewesen, in solch einem öffentlichen Raum neben der Decke und den Wänden auch den Boden zu bemalen, berichtete Zimmermann. Dabei seien verschiedene Techniken und Werkzeuge zum Einsatz gekommen: vom Pinsel über Spraydose bis hin zum Farbroller und Spachtel. Lichtkünstler Kriesche fügte hinzu, dass das Ziel gewesen sei, ein von oben bis unten einheitliches Gesamtkunstwerk zu schaffen. Für die Menschen, die an diesem vormals dunklen und schmutzigen Ort unterwegs seien, soll es wie der Gang durch eine Galerie sein, in der die gemalten Motive und die korrespondierenden Lichtelemente eine künstlerische Einheit bilden. „Die Leute sollen Spaß haben, hier durchzulaufen“, so Zimmermann.
Thematisch habe er urbane Motive aufgegriffen. So seien Fahrräder ebenso zu sehen, wie Boote, die auf dem Main fahren. Kriesche, der wie Zimmermann im Kunstzentrum Atelierfrankfurt beheimatet ist, habe die Möglichkeit einer Zusammenarbeit gerne ergriffen. Es sei für ihn reizvoll gewesen, sich auf künstlerischer Ebene die Bälle zuzuspielen. So habe er die Dynamik, die in Zimmermanns Arbeit zu spüren ist, durch seine Lichtinstallation aufnehmen und durch eine eingestreute Symbolik unterstreichen können. Er habe LED-Streifen beispielsweise über einem auf die Wand gemalten Boot wie symbolische Sonnenstrahlen angebracht, während an der Decke in Kreisen geformte LEDs das in der direkten Nähe zu sehende Motiv des Fahrrads aufgriffen.
Bei der Konzeption sei es für Zimmermann und Kriesche wichtig gewesen, dass beide Zugänge zur Unterführung verschieden gestaltet werden und diese dadurch eine unterschiedliche Dynamik haben. Eine künstlerische Entscheidung, die Bürgermeister Manfred Ockel begrüßte. Für ihn sei die Unterführung so etwas wie die Eingangs- und Ausgangspforte zur Stadt. Da sei es wichtig, diesen Ort möglichst einladend zu gestalten, um einen positiven Eindruck bei den Menschen aufzubauen.
Marion Schmitz-Stadtfeld, Leiterin der Integrierten Stadtentwicklung der ProjektStadt in Frankfurt am Main, bedankte sich bei den beiden Künstlern, bei den Verantwortlichen aus Politik und Stadtverwaltung sowie bei den Projektleiterinnen Katharina Müller und Vera Neisen für deren Engagement. Die in Kooperation zwischen Kelsterbach und der ProjektStadt durchgeführte Umgestaltung sei ein „wunderschönes Transformationsprojekt“, so Schmitz-Stadtfeld. Müller fügte hinzu: „Das Projekt zeigt eindrucksvoll, wie eine einst triste Unterführung zu einem inspirierenden Kunstort wird. Die Stadt Kelsterbach setzt mit diesem Projekt ein positives Zeichen für die Förderung von Kunst in Stadtentwicklungsprozessen."
Ganz abgeschlossen ist das Projekt Unterführung aber noch nicht. Witterungsbedingte Schäden an einer Wand und vereinzelt am Boden müssen noch ausgebessert werden, was Zimmermann in Angriff nehmen wird, sobald die Temperaturen wieder höher und Flächen trocken genug sind. Für Ockel ist aber schon jetzt klar: „Die Umgestaltung der Unterführung ist ein herausragendes Projekt für unsere Innenstadt und verdeutlicht, wie sehr Kunst dazu beitragen kann, die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum zu verbessern.“
Die Gesamtkosten inklusive der verkehrssicheren Beleuchtung, der Neuverkabelung für die Videoüberwachung sowie für die künstlerische Umgestaltung belaufen sich auf rund 220.000 Euro. Fördergelder gab es in Höhe von 120.000 Euro, so dass die Stadt unterm Strich einen Eigenanteil von 100.000 Euro zahlt. (sb)