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In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Bildung, Soziales, Kultur, Sport und Integration hat die Sozialkoordinatorin der Stadtverwaltung, Agneta Becker, einen Bericht zur Situation der Flüchtlinge in Kelsterbach vorgestellt. Demnach leben zurzeit 451 Geflüchtete in Kelsterbach. Größte Gruppe sind die Ukrainerinnen und Ukrainer mit 182 Personen (entspricht 40 Prozent), gefolgt von Flüchtlingen aus Syrien (18 Prozent) und Afghanistan (14 Prozent). Weitere relativ häufig vertretene Staaten sind Eritrea und Somalia (je fünf Prozent) sowie die Türkei (drei Prozent). Die Anzahl der ukrainischen Flüchtlinge hat sich nach Schließung des ehemaligen Step Inn Hotels Mitte Juni durch Wegzug in andere Kommunen oder zurück in die Ukraine deutlich verringert. In der Spitze waren 256 Kriegsflüchtlinge aus dem südosteuropäischen Land in Kelsterbach untergebracht.
Die meisten der in Kelsterbach lebenden Flüchtlinge sind bereits als solche offiziell anerkannt und brauchen nur noch gelegentlich unterstützende Hilfe. 130 der anerkannten Geflüchteten leben noch nicht in einer eigenen Wohnung, sondern in Gemeinschaftsunterkünften. Dieser Raum steht folglich nicht für neue Zuweisungen zur Verfügung. Aktuell kommen wöchentlich ungefähr 100 Geflüchtete aus diversen Nationen in den Landkreis Groß-Gerau und werden von diesem auf die Kommunen verteilt. Stadt und Kreis sind laufend darum bemüht, genügend Unterkünfte und dauerhafte Wohnungen für die Flüchtlinge zu finden, was auf dem angespannten Wohnungsmarkt alles andere als einfach ist. Bürgermeister Manfred Ockel ergänzte, die Stadt sei momentan im Gespräch über eine Liegenschaft – ausdrücklich nicht das Gebäude, das das Land Hessen eventuell als Erstaufnahmeeinrichtung anmieten möchte –, in der bis zu 80 Menschen untergebracht werden könnten. „Damit könnten wir uns für die nächste Welle ein wenig Luft verschaffen“, hofft Ockel auf ein positives Ergebnis der Verhandlungen mit dem Eigentümer der Immobilie.
Neben dem Problem, fortlaufend weitere geflüchtete Menschen unterbringen zu müssen, haben es die mit der Flüchtlingsarbeit betrauten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung häufig mit weiteren Schwierigkeiten zu tun. Beispielsweise wissen viele Geflüchtete nicht, wie man sich für eine Wohnung bewirbt. Die noch vorhandenen, wenigen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer sind überlastet. Behördliche Angelegenheiten dauern wegen Personalmangels länger.
Um einige dieser Schwierigkeiten zu minimieren oder um ihnen vorzubeugen, wurden verschiedene Projekte entwickelt. So bietet die Wohnraumhilfe Groß-Gerau eine wichtige Grundlagenschulung für die Flüchtlinge an. Darin werden diese geschult, wie sie effektiv eine Wohnung suchen geeignete Angebote identifizieren und sich erfolgversprechend bewerben, aber auch, wie man richtig heizt und lüftet. Zwei solcher Workshops fanden für Flüchtlinge aus Afghanistan und aus dem arabischen Raum jeweils in den Landessprachen statt und erwiesen sich für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von hohem Nutzen.
Noch im Entwicklungsstadium begriffen ist die Elternschule der Kelsterbacher Flüchtlingsarbeit, mit der die Erziehungskompetenzen der ausländischen Eltern gestärkt und gefördert werden sollen. Die Schwierigkeiten bei der Kindererziehung führt die Flüchtlingskoordination hauptsächlich auf zum Teil große kulturelle Unterschiede der Herkunftsländer zu Deutschland sowie auf psychische Probleme sowohl der Eltern als auch der Kinder zurück. Ziel des Projekt ist es, den Eltern die hiesigen gesellschaftlichen Gegebenheiten zu erläutern und sie über die Erziehungsmöglichkeiten sowie über Beratungsangebote aufzuklären. In dreistündigen Workshops sollen die Eltern die Möglichkeit haben, einem als Kulturvermittler agierenden Ansprechpartner Fragen zu stellen und im Gegenzug kulturelle und gesellschaftliche sowie pädagogische Inhalte vermittelt zu bekommen.
Ebenfalls im Ideenstadium befindet sich das Angebot „MENs Only“, ein Workshop, der sich ausschließlich an junge Männer richtet. Männer im Alter zwischen 18 und 25 Jahren haben in Kelsterbach kaum Möglichkeiten, gezielt die Sprache zu erlernen, und müssen warten, bis ein Integrationskurs für sie vorhanden ist, hat die Flüchtlingskoordination festgestellt. Ziel des Workshops ist es, mit Hilfe einer männlichen Bezugsperson die geflüchteten jungen Männer zu animieren, sich mehr zu treffen und dabei die deutsche Alltagssprache praxisnah und bedürfnisorientiert zu erlernen. Infrage kommen alle möglichen gemeinsamen Freizeitaktivitäten: beispielsweise Sport, Kochen, Kaffeetrinken.
Bürgermeister Ockel brachte abschließend zum Ausdruck, dass das Thema Geldzuweisungen nicht elementar für die Stadt Kelsterbach ist. „Wir fühlen uns allein und im Stich gelassen. Wir nehmen die Aufgabe ernst, die Flüchtlinge zu integrieren. Geld alleine hilft da nicht, denn es fehlt die komplette Infrastruktur. Kitas sind überfüllt, Schulen quellen über. Sprachkurse müssen intensiviert und bürokratische Hürden abgebaut werden“, schildert Ockel die Lage. Insgesamt sei es wichtig, die Menschen, die hier leben möchten, besser zu integrieren. Dabei sei das Erlernen der deutschen Sprache ein erster wichtiger Schritt, um Menschen schneller in dem Arbeitsmarkt integrieren zu können. (wö)