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Am vergangenen Wochenende war es endlich soweit: Auf dem Schlossplatz wurde wieder vier Tage lang Kerb gefeiert, standesgemäß untermalt von einem lautstark-fröhlich vorgetragenen „Die Kelsterbacher Kerb is do, was sein die Leut so froh“. Nicht nur die vielen Besucher auf dem Festplatz hatten ihren Spaß. Auch Petrus scheint ein Freund des Kelsterbacher Traditionsfests zu sein, wie der Erste Stadtrat Kurt Linnert, der die Eröffnung in diesem Jahr übernommen hatte, verkündete: „Rechtzeitig zur Kerb hat der Regen aufgehört und wir sehen sonnigen Kerbetagen entgegen.“
Den traditionellen Fassansicht übernahm Linnert ebenfalls, da Bürgermeister Manfred Ockel zur Beerdigung des verstorbenen Ehrenverschwisterungspräsidenten und Ehrenkerweborsch, Joseph Ergand, in die Partnerstadt Baugéen-Anjou gefahren war. „Kerb zu feiern, ist eine Tradition, die wir auch in Kelsterbach pflegen. Zum Glück stehen uns dafür viele aktive und Alt-Kerweborsch zur Seite“, so Linnert. Er dankte ihnen und allen anderen, die an der gelungenen Umsetzung der Kerb beteiligt waren, darunter dem Team vom Kulturamt, das im vergangenen Jahr seinen Kerb-Organisations-Einstand gegeben hatte. „Wir freuen uns, dass Ihr so engagiert mit dabei seid“, so der Erste Stadtrat.
Marc Mühlbauer, Präsident der Kerweborsch, schloss sich Linnerts Danksagungen an und rief allen Anwesenden zu: „Es ist Zeit, gemeinsam Spaß zu haben. Deshalb lasst uns das Wochenende genießen und zusammen feiern.“ Giggelsmädchen Alina Hardt ergänzte: „Die Kerb löst in jedem von uns etwas anderes aus, aber genau das führt uns zusammen.“ Diesen einleitenden Worten folgte ein erster Höhepunkt: der von Linnert mit gezielten Schlägen durchgeführte Fassanstich. Gemeinsam mit Festzelt-Wirt Markus Distelkamp und dem Binding-Repräsentanten Uwe Petter verteilte er anschließend frisch gezapftes Bier an die Kerweborsch und die anderen Gäste. Mit dem Kerwelied im Ohr und Freibier im Blut stieg die Stimmungskurve im Festzelt stetig an – ein Umstand, den die Live-Band des Abends, Daddy-L aus Rüsselsheim, gut zu nutzen wusste. Mit aktuellen Hits wie „Blinding Lights“ von The Weeknd oder älteren Krachern wie „In the End“ von Linkin Park begeisterte die siebenköpfige Band das zahlreicher werdende Publikum und trug so erheblich dazu bei, dass der Eröffnungsabend bei Besuchern und Veranstaltern als gelungen verbucht wurde.
Eine Kerb ist eine Gemeinschaftssache. Viele helfende Hände sind notwendig, um das Volksfest zu organisieren und für einen reibungslosen Ablauf zu sorgen. So kamen zum Transport des Kerwebaums nicht nur die aktiven, sondern auch die Altkerweborsch zusammen und auch die Schwanheimer Kerweborsch ließen sich nicht bitten und halfen dabei, den 22 Meter langen Baum unfallfrei bis zum Festplatz zu transportieren. Die Anstrengung merkte man allen indes an – und das lag nur zum Teil an der starken Sonneneinstrahlung und den Wege-Bierchen. Bis zu seiner Beerdigung steht der Kerwebaum nun noch weitere fünf Wochen lang auf dem Festplatz. Er kommt aus dem Schwanheimer Wald, wo ihn die Kelsterbacher Kerweleute vom Förster zugeteilt bekamen. Schlagen und transportieren mussten sie ihn selbst. „Das ist eine gesunde Douglasie“, erklärte Kerbpräsident Mühlbauer. Wir dürfen nur gesunde Bäume aufstellen, um keine Unfälle zu riskieren. Aber man merkt, dass der Baum total trocken ist.“ „Laut Förster sind Douglasien Bäume, die unter dem Klimawandel leiden und nicht mehr lange überleben“, ergänzte Giggel Alina Hardt. Nachdem der Baum stand, fiel die Anspannung bei den Beteiligten und Bürgermeister Ockel eröffnete den Kerwesamstag offiziell. Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es am Abend weiter mit der Ernennung der Ehrenkerweborsch. Die Moderation übernahm erneut Vereinsringvorsitzender Schreiner. Ernannt wurden der Reihe nach Peter Netsch, der unermüdlich immer da sei, wenn man ihn brauche, so Schreiner. Er organisierte viele Jahre den Frühschoppen für die Kerweborsch und war zwischen 1980 und 1982 selbst aktiver Kerweborsch. Seine Loyalität und sein Fleiß kamen dem Erfolg des Weihnachtsmarktes zugute. Es folgte die Ernennung von „Flower-Power-Frau“ Jutta Hardt, wie Schreiner sie nannte, die sich seit vielen Jahren um die Blumengebinde für die Kerb kümmert. In ihrer Familie hatten bereits ihre Eltern, ihr Bruder und auch ihre Tochter aktive Kerweämter, so war sie froh und stolz diese Tradition fortzusetzen. Als dritter im Bunde rief Schreiner Andy Stricker auf die Bühne. Er war nicht nur drei Jahre lang Kerweborsch, sondern machte sich auch in dieser und der folgenden Zeit durch zahlreiche Bauprojekte, vor allem aber der Restaurierung eines alten Trekkers, auf den die Kerweborsch noch heute zählen können, für die Kerb verdient. Der offizielle Teil des Abends war kurzweilig und so blieb noch viel Zeit für alle, die Kerb im Anschluss kräftig weiterzufeiern.
Neben einem Gottesdienst im Festzelt stand am Sonntag der große Kerweumzug durch Kelsterbach an. 31 Zugnummern starteten um 14 Uhr auf der Mörfelder Straße im Oberdorf, wo sie in Höhe des Rathauses vom Vereinsringvorsitzenden Thorsten Schreiner den dort anwesenden Zaungästen in Form einer launigen Moderation vorgestellt wurden. Mit dabei waren neben aktiven, Alt- und Ehren-Kerweborsch verschiedene Sport- und Kulturvereine, Verbände und Organisationen, angeführt von der Polizei und der Freiwillige Feuerwehr. Auch Gäste von jenseits der Stadtgrenze, wie der Musikverein Münster und die Schwanheimer Kerbeburschen, sorgten mit bunt geschmückten Wagen und musikalischer Beschallung für Fröhlichkeit und gute Laune bei den vielen jubelnde Menschen entlang der Zugstrecke. Besonders den Kindern bereitete das fröhliche Treiben großes Vergnügen, wurden doch immer wieder Bonbons und andere Süßigkeiten in die Menge geworfen.
Im Unterdorf bahnte sich der Zug dann in etwas gemächlicheren Tempo den Weg durch die Gassen, vorbei an mitunter festlich geschmückten Häusern, vor denen es sich die Menschen auf den unterschiedlichsten Sitzgelegenheiten bequem gemacht hatten. Den Kerweborsch wurde in diesem Teil der Zugstrecke von den Anwohnern immer wieder Hochprozentiges, Erfrischendes und Selbstgebackenes gereicht, wodurch einige Pausen entstanden. Gegen 17 Uhr kamen die Zugnummern am Ziel, der Mainstraße, an, von wo aus es für Viele direkt zum Festplatz ging.
Entlang der Zugstrecke wurden in diesem Jahr neben den Sicherheitskräften auch mobile Zufahrtssperren eingesetzt. Diese Maßnahme erfolgte als Reaktion auf die Amokfahrt in Volkmarsen im Jahr 2020. „Wenn man einen Umzug will, dann muss man auch die Sicherheitsstandards aufrechterhalten“, erklärt Bürgermeister Manfred Ockel. Die im fünfstelligen Bereich liegenden Ausgaben habe die Stadt übernommen. „Für die Vereine wären die Kosten und die Verantwortung einfach zu hoch“, so Ockel weiter. Mit dem Verlauf des Umzugs sei er sehr zufrieden. „Wetter und Stimmung waren hervorragend“, sagte der Bürgermeister am Abend auf der Bühne im Festzelt, wo er noch einmal allen Beteiligten seinen Dank aussprach.
Zum Ausklang lud die „Smokie Revival Band“ die Kerbbesucher am Sonntagabend zu einer Zeitreise in die 1970er ein. Besonders bei den großen Smokie-Hits wurde im Festzelt kräftig mitgesungen und -getanzt – die perfekte Art, um das Wochenende zu verabschieden.
Fast pünktlich um 10.30 Uhr begann der letzte Kerwetag mit dem Frühschoppen. Begleitet von der Band „Die Steigerwälder“ füllte sich das Festzelt nach und nach. Doch spätestens als die Kerweborsch erneut ins Zelt Einzug hielten, diesmal mit Hahn Wilhelm Ferdinand dem Ersten im Gepäck, und ein den vergangenen Tagen geschuldet heißerer Marc Mühlbauer die Gäste begrüßte, war das Zelt gut gefüllt. „Das war ein Megawochenende. Hattet Ihr Spaß?“ rief er in die Menge und bekam wie erwartet viel Zuspruch. Emotional ging es am letzten Kerwetag zu, an dem das Kerwejahr offiziell endet und das alte Giggelsmädchen verabschiedet wird. „Wir waren eine so tolle Truppe, wir sind durch die vielen Termine und Auftritte im vergangenen Jahr, aber auch durch die Organisation so zusammengewachsen“, erzählte Giggel Alina Hardt, „die Kerb ist da nur das Sahnehäubchen“. Auch die ein oder andere Träne sei bei der Truppe geflossen, gab Mühlbauer zu. Doch was half es, es musste ein neues Giggelsmädchen gefunden werden. Hierzu gingen die Borschen durch das Festzelt und geleiteten die potenziellen Kandidatinnen auf die Bühne. Nachdem die ersten beiden Kandidatinnen vergebens versucht hatten, den Tontopf mit dem Schlagholz zu treffen, war die dritte Kandidatin erfolgreich. Jana Laun, 21 Jahre jung und medizintechnische Assistentin traf mit verbundenen Augen und geleitet von Kerwepräsident Mühlbauer das Tongefäß und holte so den begehrten Titel. Unter viel Applaus bekam sie die traditionelle Schärpe sowie Kappe mit Feder aufgesetzt und wurde im neuen Amt willkommen geheißen. Mit dem ebenso traditionellen Walzer begrüßten Präsident und Bürgermeister das neue und verabschiedeten das alte Giggel. Im offiziellen Teil des Tages fehlte nun nur noch eins: die Versteigerung des Kerwebaums. Nach einer lustigen Runde durch das Festzelt kamen rund 370 Euro und allerlei skurrile Gegenstände wie ein Tablett, eine Zigarette, ein Kondom, ein Tennisball, eine volle Windel, eine leere Windel und weitere Seltsamkeiten zusammen. Auch die Holzbank aus dem vergangenen Jahr wurde für 50 Euro versteigert. Das Geld soll wie zuvor für einen gemeinnützigen Zweck gespendet werden. So ging das alte Kerwejahr zu Ende, auf das ein neues folgt. (Text: ana/sb)