Während der Öffnungszeiten
06107-773-1
Mörfelder Str.33
65451 Kelsterbach
www.kelsterbach.de
buergerbuero@kelsterbach.de
Tel.: 06107-7731
Fax: 06107-1382
Ohne Termin:
Mo 8-12 Uhr, Di 8-12 Uhr + 14-16 Uhr
(Ticketvergabe endet 15 Min. vor Ende der Sprechzeit)
Mit Termin:
Mi 7-12 Uhr, Do 13-18 Uhr, Fr 8-13 Uhr
Jeden 1. Samstag im Monat 10-12 Uhr
Infopoint zusätzlich telefonisch erreichbar: Mo, Mi 14-16 Uhr
Baron ist ein Noriker aus Österreich, ein Direktimport, erzählt Mati Abel stolz. Ben dagegen ist ein Rheinisch-Deutsches Kaltblut. Beiden gemeinsam ist, dass sie rund sechs Jahre alt und dass sie Rückepferde sind. Im Einsatz waren die beiden bei den Kettensägenlehrgängen, die Mitte und Ende Januar im städtischen Waldgebiet hinter dem Friedhof stattfanden.
Die „Rückerei“ sei dabei nur ein Hobby, erzählt Abel, der im Hauptberuf Hufschmied ist. Das Rücken, also Ziehen und Abstransportieren von Baumstämmen, sei auch nichts, womit man seinen Lebensunterhalt bestreiten könne, ergänzt er. Und das obwohl er zusammen mit seinem Kollegen Sascha Kogl auf 1.000 bis 2.000 gerückte Festmeter im Jahr kommt. Die Aufträge seien dennoch zeitlich oft zu weit auseinander. Da vergingen manchmal drei Wochen, bis die Pferde zum Rücken wieder ausrücken. Aus diesem Grund ziehen Ben und Baron in ihrer Freizeit auch Kutschen mit bis zu 16 Mann Besetzung.
Viel Kopfarbeit beim Baumstammrücken
Auch auf Holzrückemeisterschaften fahren Abel und Kogl mit den Tieren. Die langen Autofahrten machten den Tieren dabei weniger aus, als wochenlang nicht arbeiten zu können. Bereits nach einer Woche seien die Tiere aus dem Rhythmus. Die Tiere, die eine dreijährige Ausbildung durchlaufen, wollen sichtlich arbeiten. „Aber die einwöchige Pause geht in die Knochen. Die müssen kontinuierlich arbeiten, sonst kommen sie aus dem Tritt. Baron weiß noch von letzter Woche, dass die Stämme schwer waren und er viel Kraft aufwenden musste. Nach einer Woche auf der Koppel will er jetzt loslegen und benutzte am Anfang nicht seinen Kopf, sondern wollte das alleine über die Kraft lösen. Das ging nicht, aber jetzt läuft es wieder gut.“ Dass die Tiere auch viel Kopfarbeit leisten müssen erklärt Abel so: „Hier gibt es keine breiten Wege, wo die Tiere die Stämme einfach ziehen können. Hier müssen sie diese zwischen anderen Bäumen hindurch buxieren. Baron ist ständig damit beschäftigt nach mir zu gucken und auf meine Kommandos zu hören. Das strengt ihn an.“ Nach zwei bis drei Stunden bräuchten die Pferde dann eine Pause, denn auch körperlich ist das Baumstammrücken eine harte Arbeit. Danach könnten sie noch einmal ein bis zwei Stunden arbeiten. Aber nach maximal fünf Stunden sei dann wirklich Schluss. „Das sind Pferde und keine Maschinen.“
Training an der Kettensäge
Der große Vorteil liegt jedoch ganz klar in der Wendigkeit der Tiere. Würde man die gleiche Arbeit versuchen mit Maschinen zu bewerkstelligen, dann würde man vielmehr von den umstehenden Bäumen verletzten, sagt Michael Muth. Muth ist bei der Fraport als Brandmeister angestellt und leitet als Fachkraft die Baumfälllehrgänge. Bei diesen lernen die jungen Feuerwehrleute der Fraport und der Freiwilligen Feuerwehr Kelsterbach mit der Kettensäge umzugehen, am Ende steht ein Zertifikat und eine Art Führerschein. Als gelernter Forstwirt kann Muth selbstständig die Lehrgänge beaufsichtigen. Der Umgang mit der Kettensäge sei für die Feuerwehr essenziell, erzählt er. Weniger, um Baumstämme im Einsatz zu beseitigen, sondern weil man oft Balken sägen müsste, um beispielsweise Häuser abzustützen.
Einmal im Jahr gibt es eine Auffrischung im Umgang mit der Kettensäge. Die Lehrgänge im Kelsterbacher Wald macht die Fraport dabei nun schon im vierten Jahr. „Das ist eine Win-Win-Situation. Wir benötigen das Training und der KKB muss Bäume entfernen. Wir können dem KKB somit Arbeit abnehmen und dieser kann gesparte Zeit und Personal anderweitig einsetzen“, ergänzt Muth.
Stabilisierung des Waldes
Auch Martin Klepper, Betriebsleiter beim Kelsterbacher Kommunalbetrieb und zuständig für den Stadtwald, ist zufrieden mit der Kooperation und mit dem Voranschreiten der Arbeiten. Der Wald hinter dem Friedhof enthält unter anderem heimische Eichen, Buchen und amerikanische Roteichen. Viele Bäume seien vor rund vierzig Jahren gepflanzt worden, doch dann habe es wie so oft an der Baumpflege gemangelt. Das Ergebnis seien Bäume, die von anderen bedrängt würden und daher zu wenig Licht bekämen. Die Buchen, die als dienende Baumart für die Eichen gepflanzt worden wären, seien dabei oft diejenigen, die den Eichen den Lebensraum nähmen. In der Folge können Wasserreißer und Klebäste entstehen, der Baum bekommt in der Krone zu wenig Licht und bildet kleine Äste entlang des Stamms. Das sind Bäume, die entfernt werden müssen, um anderen, gesünderen Bäumen Platz zu machen. „Wir können aber nicht alle Bäume auf einmal entfernen“, sagt Klepper. „Wir müssen das nach und nach machen, damit die verbliebenen Bäume sich stabilisieren können und nicht beim nächsten Sturm umgeweht werden.“ Der Wald sei immer als Gefüge zu betrachten, meint Klepper. Da gibt es die Bäume, die den Wind abhalten, die sich gegenseitig stützen usw. Bäume des gleichen Alters könnten dabei ganz unterschiedlich im Wuchs und im Umfang sein, je nachdem wieviel Licht und Wasser sie abbekämen. „Die Bäume, die wir von ihren Nachbarn befreit haben, brauchen fünf bis sechs Jahre, um sich zu stabilisieren.“
Das eingeschlagene und gerückte Holz ist bereits verkauft, so Klepper, und wird von einem Unternehmer zu Edelbrennholz verarbeitet. Der verbleibende Schlagabraum könne grundsätzlich mit einem Leseschein als Brennholz aufgearbeitet werden. Voraussetzung hierfür sei ein Nachweis der Kettensägenausbildung (Sägeschein), die erforderliche Schutzkleidung (Schnittschutz, Helm mit Gehör- und Augenschutz) sowie ein/e Begleiter/-in. Denn bei der Arbeit mit der Kettensäge ist Alleinarbeit untersagt. Lesescheine vergibt der Kelsterbacher Kommunalbetrieb.
Viele Jahrzehnte müssen vergehen, damit der jetzt durchforstete Bestand sich etablieren und beweisen kann. Aber schon im nächsten Jahr wird es wieder ein Kettensägentraining geben und dann sind auch wieder die Rückepferde vor Ort. (Text und Bilder ana)