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Zum nunmehr 50. Mal hieß es in der vergangenen Woche „Leinen los!“ zur Kelsterbacher Seniorenschifffahrt. In den frühen Morgenstunden hatten sich knapp 300 Seniorinnen und Senioren an der alten Anlegestelle am Kelsterbacher Mainufer versammelt, um von dort aus mit der „Nautilus“, dem größten Schiff der Primus-Linie, nach Rüdesheim am Rhein zu fahren. Viele der Anwesenden hatten bereits an vielen Seniorenschifffahrten teilgenommen und schwelgten schon beim Einstieg in Erinnerungen an vergangene Ausflüge. Auch Heinrich Hoffmann, der geistige Vater dieser Veranstaltung, ließ sich die Jubiläumsfahrt nicht entgehen. Pünktlich um 7.30 Uhr legte die Nautilus ab und machte sich auf den Weg Richtung Rhein. Für die Gäste an Bord gab es erst einmal ein kleines Frühstück, bevor Bürgermeister Manfred Ockel das Wort ergriff. Er begrüßte die Seniorinnen und Senioren und wünschte allen eine angenehme Fahrt und einen schönen Aufenthalt in Rüdesheim. Er bedankte sich bei Helena Cvitkusic, die federführend für die Organisation der Seniorenschifffahrt verantwortlich war, und dem übrigen Team vom Kulturamt, sowie bei den Vertretern der DLRG und der Veritas Ambulanz, die zur Unterstützung mit an Bord gekommen waren.
Nach den Begrüßungsworten konnte auf dem Freideck dem trüben Wetter getrotzt, die frische Luft und der Ausblick auf vorbeiziehende Städte wie Rüsselsheim, Mainz und Eltville genossen werden. Auf den Innendecks sorgte Ralf Olbrich mit seinem Trio „Ampless“ mit einer Mischung aus Swing, Oldies und Schlagern für musikalische Unterhaltung. Und Stadtarchivar Christian Schönstein hatte eine kleine Ausstellung mit Fotos der vergangenen Seniorenschifffahrt nach Schierstein zusammengestellt, die auf dem Unterdeck bewundert werden konnte. Die letzte Stunde vor der Ankunft am Ausflugsziel wurde dann noch mit einer Runde Bingo versüßt. Für einen Euro konnten dafür Spielscheine gekauft werden, der dadurch generierte Erlös in Höhe von rund 200 Euro wird an die Freiwillige Feuerwehr Kelsterbach gespendet. „Ich bin mir sicher, dass das Geld dort gut aufgehoben ist“, so der Bürgermeister. Die glücklichen Bingo-Gewinner konnten sich unter anderem über Gutscheine vom Sport- und Wellnessbad freuen.
Schneller als gedacht kam die Nautilus durch die Schleusen und erreichte dadurch etwa eine Stunde vor dem Zeitplan den Zielhafen in Rüdesheim. So blieb den Ausflüglern genügend Zeit, um das bei Touristen aus aller Welt beliebte Städtchen ausgiebig zu erkunden. Nur wenige Meter mussten von der Anlegestelle aus zurückgelegt werden, um in die legendäre Drosselgasse zu kommen, die jährlich von bis zu drei Millionen Menschen besucht wird. Das 144 Meter lange und nur knapp drei Meter breite Gässchen erwies sich auch bei den Besuchern aus Kelsterbach als Publikumsmagnet und begehrtes Fotomotiv. Am anderen Ende der Gasse angekommen zeigte sich allerdings schnell, dass die Weinstadt noch sehr viel mehr zu bieten hat. Die malerische Altstadt mit ihren vielen Fachwerkhäusern, Souvenirläden, Weinstuben und Gasthäusern bot zahlreiche Möglichkeiten, um Andenken zu kaufen, für ein Mittagessen einzukehren oder kulturelle Einrichtungen wie Siegfrieds Mechanisches Musikkabinett, ein Museum für mechanische Musikinstrumente, zu besuchen.
Ein besonderer Höhepunkt für einige Ausflügler war die Seilbahn, mit der man direkt von der Altstadt aus über Reben hinweg zum Ende des 19. Jahrhunderts erbauten Niederwalddenkmal mit seiner zwölf Meter hohen Figur der Germania schwebt. Von hier aus bietet sich ein erstklassiger Blick auf Rüdesheim, das benachbarte Bingen und das malerische Rheintal. Selbst bei trüben Wetter, wie es sich am Tag der Seniorenschifffahrt präsentierte, ein atemberaubender Anblick.
Um 14 Uhr war der Ausflug allerdings wieder vorbei und die Nautilus machte sich auf den Weg zurück Richtung Main. Nachdem Kaffee und Kuchen serviert wurden, sorgten die drei Musiker von Ampless mit Schlagerklassikern für derart gute Laune, dass sich einige Seniorinnen und Senioren auf die Tanzfläche wagten. Damit nicht genug, gaben sich im Anschluss auch noch zwölf Mitglieder des Volkschors unter der Leitung von Daniel Schmidt die Ehre. Mit der Darbietung von sieben Liedern wie „Ich war noch niemals in New York“ oder „Griechischer Wein“ hielten sie die gute Stimmung gekonnt aufrecht. Zum Abschluss gab der Chor dann noch „In Kelsterbach beim Äppelwoi“ zum Besten, wo kräftig mitgeklatscht, -geschunkelt und -gesungen wurde.
Das Lied war später noch einmal zu hören, als sich die Nautilus kurz nach 18 Uhr dem Heimathafen Kelsterbach näherte. Von CD wurde eine Darbietung von den Kelsterbacher Mainspatzen eingespielt, gemeinsam mit „Wie liegst Du schön, mein Kelsterbach“, gesungen von Alfred Kunst. Für viele der Anwesenden der perfekte Ausklang eines ereignisreichen Tages, der schon jetzt Lust auf die 51. Seniorenschifffahrt im kommenden Jahr gemacht hat. (sb)
Die jüngste Seniorenschifffahrt nach Rüdesheim war die insgesamt fünfzigste, die von der Kelsterbacher Stadtverwaltung organisiert worden ist. Die erste Fahrt fand im Jahr 1973 mit dem Ziel Wiesbaden-Biebrich statt; „erfunden“ hatte die Veranstaltungsreihe der damalige Leiter des Dezernats II der Stadtverwaltung, Heinrich Hoffmann. „Für die Leute war das vor allen Dingen etwas ganz Neues“, erinnert sich Hoffmann, der die „Schifffahrten für betagte Bürger“, wie man früher sagte, bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1989 plante und durchführte. „Bürgermeister Treutel war sehr empfänglich für solche Ideen“, ergänzt Hoffmann. Und so war es auch keine Frage, dass eigens ein Anleger am Kelsterbacher Mainufer installiert wurde, damit die Ausflugsschiffe überhaupt dort festmachen konnten.
Zahlreiche Ziele an Rhein und Main, darunter Mainz, Frankfurt, Nierstein, Eltville, Seligenstadt oder Bacharach, standen auf der Liste der in über fünf Jahrzehnten mit der Schifffahrtslinie der Familie Nauheimer, der Primus-Linie, angesteuerten Ausflugsorte. Vereinzelt habe es sogar kombinierte Bus- und Schiffsreisen gegeben, erinnert sich Manfred Becker, der 1990 den Staffelstab als Organisator der Fahrten von Hoffmann übernommen hatte und sich mehr als zwei Jahrzehnte, bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2014, als Hauptverantwortlicher um die Schiffsausflüge kümmerte. Weiter entfernte Ziele wie beispielsweise die Stadt Neckarsteinach, einige Kilometer stromaufwärts hinter Heidelberg am Neckar gelegen, wären anders nicht zu erreichen gewesen.
Die Förderung des Gemeinschaftsgeistes habe bei den Seniorenschifffahrten immer im Vordergrund gestanden, die Menschen den Kontakt in der Gemeinschaft gesucht, sagt Hoffmann. So sei etwa auch gemeinsam gesungen und getanzt worden, teils auch spontan, erinnert er sich. „Man freute sich, wenn auf einmal einer aufstand und sang, der gar nicht im Programm war“, ergänzt er. Ein Unterhaltungsprogramm mit viel Gesang, Tanz, Gesellschaftsspielen und Verlosungen sorgte dafür, dass die gute Laune an Bord nicht abebbte.
Und manche Ausflugsorte lockten mit unwiderstehlichen Verheißungen, so etwa in Seligenstadt das Eiscafé Kaiser, für das der damalige Pfarrer Herbert Köhl den Mitreisenden gegenüber so eifrig schwärmte, dass sich beim Landgang rasch lange Schlangen vor der Eisdiele bildeten. Auch die heiße Fleischwurst in der Frankfurter Kleinmarkthalle oder eine schöne Tasse Kaffee auf dem Liebfrauenberg standen bei den Kelsterbacher Ausflüglern hoch im Kurs, genauso wie ein Bummel auf der Einkaufsmeile Zeil. „Wer kann schon mit dem Schiff einkaufen fahren?“, sagt Hoffmann schmunzelnd. (wö)