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Vergangenen Dienstag gab es für die Bürgermeister-Hardt-Schule eine besondere Aufführung. Zu Gast waren die Opernretter, eine Initiative von Opernsängern, die einem jungen Publikum Opern in kindgerechter Weise nahebringen und alle gesellschaftlichen Schichten erreichen wollen. Rund 240 Schüler und Schülerinnen aller Altersstufen lauschten gebannt in der Mehrzweckhalle Nord der Aufführung „Es war einmal“.
Den ersten Auftritt hatte Professor Zacharias Zauberkobel, gespielt von Frederik Baldus, der die Kinder auf das Wichtigste einstimmte: Eine Oper ist nicht immer gut zu verstehen, deshalb ist es besonders wichtig leise zu sein, mitmachen darf man bei den einstudierten Liedern und am Ende freuen sich alle, wenn sie Applaus bekommen. Da nicht nur die Opern auf Kinder abgestimmt sind, sondern auch die Spielweise an ein Kindertheater mit Mitmachcharakter erinnert, waren die Kinder sofort mit Feuereifer dabei. Bis auf kurze Momente schafften es die Grundschüler sogar, ruhig sitzen zu bleiben und nicht dazwischenzureden. Und so wurden sie in die Welt der klassischen Märchen entführt, in der jedoch alles drunter und drüber ging und in der Professor Zauberkobel nicht etwa den gestiefelten Kater, sondern die gestiefelte Katze, gespielt von Lana Hartmann, an die Seite gestellt bekam, um wieder alles in Ordnung zu bringen. Hartmann schlüpfte im Laufe der Vorführung auch in immer neue Rollen und begeisterte die Kinder als Aschenputtel, Gretel oder auch als Schneekönigin.
Dass die Kinder bei der Aufführung nicht nur konsumieren, sondern mitmachen sollen, ist dabei durchaus erwünscht. So ergänzten die jungen Zuschauer die bekannten Sätze wie „Und wenn sie nicht gestorben sind…“ oder erkannten sofort ihr Stichwort, wenn eines der einstudierten Lieder angestimmt wurde und sangen laut mit.
Mit viel Wortwitz und angepasst an zeitgenössische Entwicklungen, werden in der Kinderoper die Märchen durchaus kritisch beleuchtet. Nicht nur ist der gestiefelte Kater zur Katze geworden, auch wurden die Kinder gefragt, ob man denn einfach jemanden küssen dürfe, der nicht bei Bewusstsein ist, so wie das im Märchen Dornröschen erzählt wird. Ein Lacher, besonders für die anwesenden Erwachsenen, war der böse Wolf, der zum lieben Wolf verzaubert war und fortan als Frutarier – also sich nur von Fallobst ernährend – leben wollte. Besonderes Highlight waren jedoch ausgewählte Kinder, die als lebendige Lebkuchen- oder Schneekinder in der Oper mitspielen durften.
Die Schulleiterin Gerlinde Louis erzählte, dass sie bereits vor einigen Jahren auf die Opernretter aufmerksam geworden sei. Diese führten bereits eine Projektwoche an der Schule durch und waren nun zum zweiten Mal zu Gast. „Es waren noch Termine frei und wir haben sofort zugeschlagen.“ Die Initiative schickt dabei im Vorfeld umfangreiches Material zum Üben zu, mit Textvorlagen für die Mitmachlieder und vielem mehr. Das können die Klassen dann unterschiedlich, je nach Jahrgangsstufe, aufbereiten. „Das Feedback der Kinder war durchweg positiv“, so Louis. Für die kommende Zeit sei noch nichts Konkretes geplant, aber „die Opernretter würden wir jederzeit wieder einladen. Das ist eine sehr freundliche, zugewandte und unkomplizierte Organisation.“ Finanziert wurde das Engagement der Opernsänger in diesem Fall zum größten Teil mit Mitteln des Förderprogramms „Löwenstark“, das während der Corona-Pandemie vom Land Hessen aufgelegt wurde. Dieses soll unter anderem die kulturellen Defizite kompensieren, die durch den Lockdown entstanden sind.
Die Initiative Opernretter entstand, um den Kindern, vor allem im ländlichen Raum, den Zugang zu Oper und Theater zu erleichtern. Oft bestünden Berührungsängste, weil die Oper als antiquiert oder elitär angesehen würde, sagen Baldus und Hartmann. Dabei entwickelt sich die Oper weiter. Viele Opern werden mit zeitgenössischen Bezügen versehen und an die heutige Zeit angepasst.
Baldus ergänzt: „Viele stehen heute auf Musicals. Dabei zahlt man für eine Musicalkarte schnell mal 100 Euro. Ein Opernbesuch ist für viel weniger Geld machbar, denn die Oper wurde schließlich mal ins Leben gerufen als Kulturveranstaltung für alle. Das Tolle ist, dass wir unsere Kinderopern aus echten Märchenopern entwickelt haben. Wir haben die Texte angepasst und das Stück muss so funktionieren, dass es zwei Schauspieler spielen können.“
Dass das Konzept funktioniert, sieht man an den lachenden Kinderaugen und daran, dass die Opernretter im Jahr bundesweit für mehrere hundert Schulen und Kindertagesstätten spielen. (Text und Bilder ana)