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Unter dem Titel „Landesoffensive Nachwuchsgewinnung Brand- und Katastrophenschutz“ hat das Land Hessen ein Beratungsprogramm eingerichtet, mit dem die angebotenen Maßnahmen und Projekte der hessischen Ehrenamtsförderung im Bereich des Brand- und Katastrophenschutzes flächendeckend bekanntgemacht werden sollen. Bei regionalen Ehrenamtsmessen werden zunächst die Feuerwehren und Katastrophenschutz-Einheiten informiert, später werden konkrete Beratungsgespräche vor Ort angeboten. Zu einer solchen Ehrenamtsmesse hatte das hessische Innenministerium am vergangenen Montag die Verantwortungsträger für den Brand- und Katastrophenschutz in den Kreisen Groß-Gerau, Bergstraße, Darmstadt-Dieburg, Odenwald und der Stadt Darmstadt ins Kelsterbacher Fritz-Treutel-Haus eingeladen.
Unter den rund hundert Gästen befanden sich der hessische Staatssekretär Stefan Sauer, der Präsident des Landesfeuerwehrverbands Norbert Fischer und der Präsident des Deutschen Roten Kreuzes Hessen, Norbert Södler.
Kelsterbachs Bürgermeister Manfred Ockel hieß die Gäste seitens der Stadt Kelsterbach und auch namens des Groß-Gerauer Landrates Thomas Will, der verhindert war, willkommen. In seinem Grußwort machte er deutlich, dass der Brand- und Katastrophenschutz für Bund, Land, Kommunen und vor allem für die aktiven Feuerwehrkräfte eine enorme und stetig wachsende Herausforderung darstelle. Insbesondere die sich in atemberaubender Geschwindigkeit ändernden klimatischen Verhältnisse sorgten für weitere Belastungen. Die Feuerwehren adäquat auszustatten und in der notwendigen Stärke einsatzbereit zu halten, sei Aufgabe der Kommunen und selbst mit Hilfe des Landes finanziell schwierig zu bewältigen. Noch problematischer sei es aber, genügend Einsatzkräfte zu bekommen, um die täglichen Aufgaben bewältigen zu können.
Ockel berichtete, bei der Kelsterbacher Freiwilligen Feuerwehr sei in der jüngsten Zeit verschiedentlich zu wenig Personal verfügbar gewesen. Es hätten auch nicht immer alle feuerwehrspezifischen Funktionen abgedeckt werden können, so habe es beispielsweise an Atemschutzgeräteträgern gemangelt. Die Entwicklung des Personalstands sei zudem rückläufig. Wie man neue Kräfte für die Freiwillige Feuerwehr gewinnen und dafür begeistern könne, im Ehrenamt dauerhaft Dienst zum Wohle der Allgemeinheit zu leisten, sei folglich eine der wichtigsten Aufgaben für die Stadt Kelsterbach und ihre Feuerwehr.
Die Stadt Kelsterbach sorge dafür, dass ihre Feuerwehrleute mit der nötigen Ausrüstung ausgestattet seien, dazu zähle auch ein den Erfordernissen entsprechendes Feuerwehrhaus. Dieses lasse die Stadt zurzeit neu errichten, sagte der Bürgermeister.
Ockel machte zu guter Letzt darauf aufmerksam, dass im Kelsterbacher Brand- und Katastrophenschutz auch die medizinischen Rettungsdienste – das Deutsche Rote Kreuz und der Veritas Ambulanz- und Rettungsdienst – seit vielen Jahren eine tragende Rolle spielten.
Martin Lutz ist Mitarbeiter der Feuerwehragentur aus Gießen, die im Rahmen der Landesoffensive Nachwuchsgewinnung mit dem Innenministerium zusammenarbeitet. In den zurückliegenden anderthalb Jahrzehnten hat die Agentur rund 14.000 Feuerwehrleute zu ihrer Tätigkeit befragt. Dabei sei deutlich geworden, dass die Motivation, warum sich jemand in der Feuerwehr engagiert, durchaus unterschiedlich sein kann, berichtete Lutz. Es überwögen Antriebe, die eher in der Person und ihrem Empfinden selbst zu verorten sind, wie zum Beispiel Lust und Spaß, Sinnhaftigkeit oder Kameradschaft. Aber auch Motive, die auf die Wirkung auf andere abzielen, wie Status, Zugehörigkeit oder Einfluss spielten eine bedeutende Rolle. Jede Motivlage habe ihre Berechtigung und sei gleichrangig zu bewerten, meinte der Referent. Wichtig sei indes, dass sich das Führungspersonal darauf einstelle, diese Unterschiedlichkeit zu kennen und in ihrem Handeln zu berücksichtigen, um den Bedürfnissen der Kameradinnen und Kameraden gerecht werden zu können.
Lutz machte weiter deutlich, was eine erfolgreiche Feuerwehr ausmacht. Vier Elemente hat er im Zuge seiner Untersuchungen ausgemacht: Dies sind eine an den Bedürfnissen der Empfänger ausgerichtete und dadurch wirksame Öffentlichkeitsarbeit, des Weiteren empathische, zur Reflexion fähige Führungskräfte mit Methodenkompetenz und zeitgemäßem Führungsverhalten, Bildung als eigenständiger kultureller Wert und schließlich Recht und Ordnung als verbindliche, nicht relativierbare Grundlage allen Handelns. Wo aber eines dieser Elemente fehle, krisele es auch meist in der Feuerwehr, sagte Lutz.
Das Thema Nachwuchsgewinnung war zentral bei einer Podiumsdiskussion, an der Staatssekretär Sauer, DRK-Präsident Södler und Feuerwehrverbandspräsident Fischer teilnahmen. Fischer machte darauf aufmerksam, dass sich die Menschen oftmals nicht mehr langfristig im Ehrenamt binden, sondern lieber zeitlich befristete Projekte machen wollten. Angesichts dessen müssten die Feuerwehren deutlich machen, welche Möglichkeiten es gebe, sich zu engagieren, denn es sei für jeden etwas dabei. Über 41.000 Kinder und Jugendliche gehörten den Kinder- und Jugendfeuerwehren Hessens an. Und dabei sei die Tendenz steigend, weil dort hervorragende Arbeit gemacht werde. Auch die Möglichkeit, ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ) bei der Feuerwehr abzuleisten, sei ein Erfolgsmodell, denn viele FSJler blieben den Feuerwehren anschließend erhalten. Anerkennung und Wertschätzung sei ein ganz wichtiger Punkt, fuhr Fischer fort und lobte die Anerkennungsprämien, die bereits ab zehn Jahren Mitgliedschaft in der Feuerwehr ausgezahlt würden. Ein weiteres probates Mittel seien Vergünstigungen, wie zum Beispiel freier Eintritt in Schwimmbädern, oder Hilfe durch die Kommune bei der Kitaplatzsuche und Unterstützung bei der Freistellung durch den Arbeitgeber. Die Einführung einer Feuerwehrrente sei ein schwieriges Thema, das vom Feuerwehrverband auf Bundesebene diskutiert werde, meinte Fischer.
DRK-Präsident Södler sagte, neue Kräfte zu gewinnen sei schwieriger, als diese dann zu halten. Kameradschaft spiele eine Rolle und die Befriedigung durch gute Einsätze. Die Nachwuchsgewinnung bedürfe ständiger Arbeit und Werbung. Das DRK fange damit bereits im Kindergarten an. Die im politischen Raum diskutierte Einführung einer allgemeinen Dienstpflicht könnte den Rettungsdiensten bei der Nachwuchsgewinnung helfen.
Letzterem wollte Staatssekretär Sauer nicht beipflichten, er setzt auf Freiwilligkeit, denn eine Dienstpflicht sei nicht praktikabel und Freiwilligkeit funktioniere besser. Wichtig sei es, neue Formate zu finden wie das freiwillige soziale Jahr, sagte Sauer. Für die Motivation der im Brand- und Katastrophenschutz Aktiven seien die Rahmenbedingungen bedeutsam, Anerkennung und Wertschätzung seien Begriffe, die mit Leben erfüllt werden müssten. (wö)