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Am vorvergangenen Sonntag lud die St. Martinsgemeinde zu einem Gottesdienst und anschließendem Jahresfest anlässlich des 111-jährigen Bestehens des gemeindezugehörigen Vereins Frauenhilfe e.V. ein. Knapp 80 Menschen aus Gemeinde und Stadt waren in den Saal des Hauses Feste Burg gekommen, darunter auch Bürgermeister Manfred Ockel. Im Anschluss an den Gottesdienst fand die Ehrung langjähriger Mitglieder statt. Mit Bedauern musste auch die Auflösung des Vereins zum Jahresende verkündet werden.
Wofür stand und steht die Frauenhilfe der evangelischen Martinsgemeinde?
Gegründet 1912 nach dem Vorbild des sozial starken Engagements von Großherzogin Eleonore von Hessen, verstand sich die Frauenhilfe in ihren ersten Jahren vor allem als entscheidende Stütze für die Sozialarbeit in den Kriegsjahren. Viele Mädchen und junge Frauen konnten hier kochen, stricken und vor allem nähen lernen und waren so in der Lage, ihre Familien finanziell zu unterstützen. Im Laufe der Jahre haben sich die Aufgaben der Frauenhilfe immer wieder verändert. Manche sind ganz weggefallen, da öffentliche Einrichtungen sie übernommen haben und andere kamen neu hinzu. Neben der Organisation von regelmäßigen Treffen für alleinstehende Frauen, Besuchen bei alten oder kranken Menschen und dem Austragen des Gemeindebriefs ist eine der Kernaufgaben der Frauenhilfe die finanzielle Unterstützung von gemeinnützigen Organisationen. Dazu gehören der Verein für krebskranke Kinder in Frankfurt, das Hospiz Lebensbrücke in Flörsheim, das Palliative-Care-Team Leuchtturm in Groß-Gerau, der Verein für Therapeutisches Reiten für Kinder des Reitsportvereins Rüsselsheim, die Wohnstätte Inselhof in Königstädten, die Helene-Keller-Schule in Königstädten, die Clown Doktoren der Kinderklinik Rüsselsheim oder Lebenswende e.V. Die Spenden für diese Organisationen werden durch die regelmäßige Teilnahme an städtischen oder Gemeindeveranstaltungen wie dem jährlichen Kuchenverkauf auf dem Altstadtfest oder dem Weihnachtsmarkt im Hof des Hauses Feste Burg gesammelt.
Sonnenstrahlen statt Buntglasgemälde
Gemeindepfarrerin Helen Lee sowie die Vorsitzende des Vereins Frauenhilfe St. Martin, Katja Ehrlich, empfingen die Gäste des Jahresfestes. Durch die weit geöffneten Fenster fluteten Sonnenstrahlen den Raum. Ein angenehmer Duft des Pfarrgartens lag in der Luft. Pfarrerin Lee betonte während ihres Gottesdienstes, wie dankbar die Menschen für den langjährigen Dienst des Vereins Frauenhilfe an der Gesellschaft sein können. Auch die Teilnehmenden ließen diese Dankbarkeit und Einigkeit in der Sache spüren. Gemeinsam sang man aus dem Liedblatt zum Jahresfest „Geh aus, mein Herz und suche Freud“ oder auch „Möge die Straße uns zusammenführen“.
Am Jahresende ist Schluss
Carsten Höfer, Vorstandsmitglied der St. Martinsgemeinde, hatte ebenfalls die Gelegenheit, einige Worte an die Gäste zu richten. Er überbrachte die Nachricht, dass sich Vereinsführung und Kirchenvorstand darauf verständigen mussten, den Verein Frauenhilfe aufgrund von Nachwuchsmangel zum Jahresende aufzulösen. Dennoch lag es Höfer am Herzen, im Namen des Kirchenvorstands Danke zu sagen, Danke für jahrelanges Engagement, Ehrenamt und Nächsten-Hilfe. Er versicherte, dass der Vorstand der St. Martinsgemeinde in intensiven Überlegungen sei, wie das Ehrenamt auch in Zukunft durch neue Modelle und Nachwuchsgewinn eine nachhaltige Rolle in der Gemeinde spielen kann.
Ein halbes Jahrhundert in den Diensten der Frauenhilfe
Gleich zwei Mitglieder wurden von der Vorsitzenden Katja Ehrlich für jeweils 50 Jahre Vereinstreue geehrt. Lisel Diehm und Elfi Schmiedt stehen seit 1973 in den Diensten der Frauenhilfe der St. Martinsgemeinde. Ehrlich blickte während ihrer Laudatio auf gemeinsame Projekte und Erfolge zurück und drückte den beiden Ihre Hochachtung und Dankbarkeit aus. Außerdem wurde Anette Kaufmann-Will in Abwesenheit für 25 Jahre Mitgliedschaft geehrt.
Bürgermeister Ockel überbrachte anschließend die Glückwünsche des Magistrats. Er bedankte sich für das langjährige ehrenamtliche Engagement und betonte hierbei, wie schwer es in der heutigen Zeit sei, das Ehrenamt als eine der tragenden Säulen in der Gesellschaft zu sichern. Trotz schwindender helfender Hände werden die Aufgaben nicht weniger. Ehrenamtliche Tätigkeiten an der Gesellschaft, wie es die Frauenhilfe über ein Jahrhundert tat, werden heute mehr denn je benötigt, so Ockel.
Trotz der Auflösung der Vereinsstrukturen sicherte die Vorsitzende Katja Ehrlich zu, dass die verbliebenen Mitglieder der Frauenhilfe auch in Zukunft ehrenamtlich in der St. Martinsgemeinde tätig sein werden. Die restlichen Finanzbestände des Vereins werden gemeinnützigen Vereinen aus der Region zugutekommen. (rs)