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Zwei Männer sitzen hinter einer Polizeiabsperrung, vor ihnen liegt die Körperumrisszeichnung einer Leiche: Es war ein ungewöhnliches Bild, das sich den rund 40 Gästen in der Stadt- und Schulbibliothek am Mittwoch, 10. Mai, bot. Aber es gab schnell Entwarnung: „Sie können sich heute Abend sicher fühlen, denn Sie befinden sich ja unter Kommissaren.“ Bei den beiden Herren handelte es sich um den Mainzer Autor Peter Jackob und den Kriminalhauptkommissar Peter Metzdorf, die zu einer gemeinsamen Veranstaltung nach Kelsterbach gekommen waren: Während Jackob Passagen aus seinem Buch „Am Limit“, in dem er seinen fiktiven Kommissar Schack Bekker in Mainz und Frankfurt ermitteln lässt, vortrug, erzählte Metzdorf aus dem Arbeitsalltag eines echten Polizisten. Wie dabei Fiktion auf Realität trifft, war für das Publikum gleichermaßen informativ, überraschend und unterhaltsam.
Der Grundstein für ihre Zusammenarbeit wurde im Rahmen einer Autorengruppe, die beide besucht hatten, gelegt. Hier hatte Metzdorf derart überzeugend moderiert, dass sich Jackob bei der Vorstellung seines nächsten Romans gedacht hatte, es wäre doch schön, wenn der Kommissar durch die Präsentation seines Buches führt. Das hat so gut funktioniert, dass die beiden daraus ein Programm gemacht haben, welches jetzt auch in Kelsterbach zu Gast war. „Eine gute Idee“, sagte Bürgermeister Manfred Ockel bei seiner Begrüßung, „denn nicht nur im Fernsehprogramm sind Krimis allgegenwärtig. Auch in unserer Bibliothek sind sie die absoluten Ausleihrenner.“ Das konnte die stellvertretende Bibliotheksleiterin Ramona Wiechmann in ihrer Anmoderation nur bestätigen.
Neben den Passagen aus dem Roman, in dem Kommissar Bekker im Fall einer aus der Pathologie verschwundenen Leiche ermittelt, was ihn schließlich in die Welt des Dopings führt, waren es insbesondere die dazwischen eingestreuten Unterhaltungen, die viel Interessantes offenbarten. So erfuhr das Publikum, dass auch echte Kommissare gerne mal TV-Krimis schauen, sich dabei aber oftmals an falsch dargestellten Details stören. „Ich habe schon viele Vernehmungszimmer in ganz Deutschland gesehen, aber keines sieht so aus, wie die im Fernsehen“, so der mittlerweile im Bereich der Prävention arbeitende Kommissar. Düstere Räume mit venezianischen Spiegeln wirken im Fernsehen vielleicht effektiv, haben aber mit der Realität nichts zu tun, verriet Metzdorf. Auch werde in TV-Krimis zu viel gemordet. „Rosenheim dürfte es eigentlich gar nicht mehr geben“, so der kleine ironische Seitenhieb des Polizisten auf seine fiktiven Kollegen, die „Rosenheim-Cops“.
Besonders spannend war auch zu erfahren, wie in der Realität eine Tatortsicherung ablaufen würde, wenn etwa im Waldstück am Hinkelstein von Spaziergängern eine Leiche gefunden werden würde. Jackob bot dem Publikum ebenfalls einige aufschlussreiche Einblicke in seine Arbeit als Krimiautor. So verriet der studierte Literaturwissenschaftler, dass Autoren wenig bis gar keinen Einfluss darauf haben, welcher Titel ihren Büchern vom Verlag verpasst wird. Zudem verriet er über seinen Schreibprozess, bei dem das Zuhören und Beobachten eine wichtige Rolle spielt: „Ich sitze gerne im Café oder auch am Rheinufer und habe natürlich immer ein Notizblock dabei.“ Menschen zu beobachten und Gesprächen zu lauschen, biete ihm jede Menge Inspiration, denn das Leben schreibe noch immer die spannendsten Geschichten.
Nach rund zweieinhalb Stunden war die Ermittlungsarbeit des fiktiven und des realen Kommissars in Kelsterbach abgeschlossen. Das Publikum bedankte sich mit kräftigem Applaus für einen kurzweiligen Abend, der neben einem hohen Unterhaltungswert auch wirklich hilfreiche Informationen zu Themen wie Schockanrufe bot. (sb)