Während der Öffnungszeiten
06107-773-1
Mörfelder Str.33
65451 Kelsterbach
www.kelsterbach.de
buergerbuero@kelsterbach.de
Tel.: 06107-7731
Fax: 06107-1382
Ohne Termin:
Mo 8-12 Uhr, Di 8-12 Uhr + 14-16 Uhr
(Ticketvergabe endet 15 Min. vor Ende der Sprechzeit)
Mit Termin:
Mi 7-12 Uhr, Do 13-18 Uhr, Fr 8-13 Uhr
Jeden 1. Samstag im Monat 10-12 Uhr
Infopoint zusätzlich telefonisch erreichbar: Mo, Mi 14-16 Uhr
Am 24. Februar hat sich der Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine gejährt; aus diesem traurigen Anlass hatte die Stadt Kelsterbach am vergangenen Samstag zu einer ökumenischen Gedenkstunde in die Markuskirche geladen, um an die Opfer des Krieges zu erinnern. Die Pfarrer Franz-Josef Berbner und Stefan Barton von der katholischen Kirchengemeinde sowie Pfarrer Joachim Bundschuh von der evangelischen Friedensgemeinde und Pfarrerin Helen Lee von der evangelischen Sankt-Martinsgemeinde zelebrierten den Gedenkgottesdienst gemeinsam mit Pfarrer Roman Lirka von der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche und Priester Petro Bokanov von der ukrainischen orthodoxen Kirchengemeinde, beide aus Frankfurt.
Der Hausherr der Markuskirche, Pfarrer Berbner, begrüßte die versammelten rund 200 Personen. Darunter waren auch viele der in Kelsterbach lebenden ukrainischen Flüchtlinge sowie Bürgermeister Manfred Ockel, Stadträtin Helga Oehne und der ukrainische Konsul Volodymyr Kopchak. Berbner sagte, der Krieg in der Ukraine finde auch nach einem Jahr Dauer immer wieder eine neue Wendung, die das Leid der Ukrainer und aller Beteiligter ins Unermessliche steigere. Auch aus der Sicht des Glaubens falle es schwer, dafür Worte zu finden. „Flehentlich wollen wir Gott bitten, dass Frieden möglich wird“, sprach der Pfarrer.
Bürgermeister Manfred Ockel sagte, für die ukrainischen Flüchtlinge sei der Jahrestag des Kriegsbeginns ein schwerer Tag der Trauer und der Erinnerung. „Wir wollen mit Ihnen zusammenstehen, aber Ihnen auch Hoffnung und unsere Solidarität geben“, fügte Ockel an. Er stellte weiter die Frage, was in den russischen Machthabern vorgehe, dass sie Zivilisten töteten, Menschen folterten und quälten, Verbrechen begingen. Sie verachteten in grausamer Weise Menschenrechte und ignorierten die Anerkennung souveräner Staaten und Grenzen, klagte Ockel an. „Wir können nachfühlen, wie Sie hier jeden Tag um Ihre Angehörigen und Freunde bangen müssen“, sagte der Bürgermeister, an die ukrainischen Flüchtlinge gerichtet. In vielen europäischen Kommunen nehme man Anteil an dem millionenfachen Leid und trauere mit den ukrainischen Flüchtlingen um die vielen Opfer. „Wir stehen an Ihrer Seite und unterstützen den Kampf um Freiheit und Souveränität der Ukraine und letztlich für ein freies Europa“, schloss Ockel.
Pfarrer Roman Lirka sagte, die Ukrainer beteten immer wieder aus der Tiefe ihrer Herzen zu Gott – für ein Ende des Krieges und für einen gerechten Frieden für ihre ukrainische Heimat. Dank der Beharrlichkeit des ukrainischen Volkes, dank der Tapferkeit seiner Soldaten und der Hilfsbereitschaft seiner Freunde gebe es die Chance, das Böse, das unter russischer Fahne ins Land eingedrungen sei, zu vertreiben, fügte er an.
Priester Petro Bokanov sagte in der Predigt, die große russische Invasion verfolge das Ziel der endgültigen Zerstörung der ukrainischen Staatlichkeit und Identität. Gott gelte Dank für das Wunder, das Land zu einer Zeit vor Besetzung und Zerstörung gerettet zu haben, als der Kampf der Ukrainer zwar tapfer, aber unweigerlich zur Niederlage verurteilt erschien. „Wir gedenken mit Schmerz und Mitgefühl der unschuldigen Opfer der Greueltaten, des russischen Terrors, der Völkermordakte und anderer Kriegsverbrechen“, so Bokanov. „Wir gedenken aller Menschen guten Willens, die auf unsere Tragödie und unseren Schmerz mit beispielloser Solidarität reagierten und Hilfe leisteten“, fuhr er fort. Wie David gegen Goliath habe sich das ukrainische Volk gegen die Tyrannei des Bösen gestellt und dank seiner Tapferkeit und der außerordentlichen Unterstützung der demokratischen Länder der Welt und aller Menschen guten Willens bereits einen moralischen Sieg errungen. Bokanov rief alle Gläubigen dazu auf, für den Sieg der Wahrheit und einen gerechten Frieden für die Ukraine zu beten.
Zentral in der Gedenkstunde stand die Erinnerung an die Opfer des Krieges. Die beteiligten Geistlichen benannten jeweils eine Opfergruppe, etwa die getöteten oder verletzten Zivilisten, die Flüchtlinge, die Gefolterten, Verschleppten und Ermordeten, die gefallenen Soldaten, die Kriegsdienstverweigerer und Deserteure sowie die aufgrund des Krieges Hungerleidenden und entzündeten für sie eine Kerze auf dem Altar.
Hernach hatten die Versammelten die Gelegenheit, als Zeichen des Gedenkens ebenfalls Lichter zu entzünden und auf einem vor dem Altar befindlichen, mit ukrainischer Flagge geschmückten Tisch zu platzieren. Viele, die das taten, waren dabei sichtlich bewegt, wischten sich Tränen von den Wangen.
Schließlich ergriff eine aus der Ukraine nach Kelsterbach geflüchtete junge Frau, Lesya Biba, das Wort und drückte ihren Dank aus für die enorme Hilfe, die die Kriegsflüchtlinge in Deutschland und vor Ort in Kelsterbach erführen. „Danke, dass unsere Kinder nicht hören und sehen, wie die verdammten Bomben fliegen“, zeigte sie sich trotz aller Bedrückung froh.
Mitglieder der Uri-Gemeinde gestalteten die Gedenkstunde mit beeindruckenden Gesangsbeiträgen musikalisch aus.
Im Anschluss an die Gedenkfeier warteten die ukrainischen Frauen auf dem Hof vor der Kirche mit heißem Tee und ukrainischem Gebäck auf. Die Besucherinnen und Besucher der Veranstaltung nahmen die Einladung gerne an und nutzten die Gelegenheit zum gegenseitigen Austausch. (wö)