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Seit dem vergangenen Jahr erprobt das Caritaszentrum Kelsterbach in einer Pilotphase sein neues Angebot familienbegleitender Dienste als Teil der kommunalen Sozialen Arbeit. „Das ist einer der ganz wenigen Bedarfe, der in Kelsterbach und darüber hinaus noch nicht in der Form abgedeckt ist“, begründet der Leiter der Kelsterbacher Caritas, Axel Hechler, die Einrichtung des Services. Adressaten des Angebotes sind Familien in mehrfach belasteten Lebenslagen, das heißt, dass diese unter mehreren Problemen zugleich leiden – meistens an einer Kombination verschiedener sozialer Problemlagen, zum Beispiel aus Armut, Arbeitslosigkeit, beengten Wohnverhältnissen, psychischen oder Sucht-Erkrankungen.
Die negativen Auswirkungen dieser Problemstellungen machen sich in der Regel in verschiedenen Lebenszusammenhängen bemerkbar und rufen wiederum unterschiedliche Institutionen auf den Plan – etwa Schule und Schulsozialarbeit, Kita, Sozialarbeit, Kommunalverwaltung, Jobcenter oder Jugendamt. Sobald der Hilfebedarf erkannt ist und der Familienbegleitende Dienst der Caritas miteinbezogen wird, nimmt dieser Kontakt zu der jeweiligen Familie auf. Grundlage jeglicher erfolgreichen Arbeit mit Familien ist es, eine Beziehung und Vertrauen aufzubauen. Dann öffnet sich das familiale System für die weitere Entwicklung hin zu einer Partnerschaft, die lösungsorientiert Felder der Existenzsicherung, Erziehung und Bildung bearbeiten kann. Vordringliches Ziel ist es dabei, zu verhindern, dass sich die Situation zuspitzt und seitens der Behörden, zum Beispiel des Jugendamts, Maßnahmen ergriffen werden müssen.
Bei ihrer Tätigkeit nähmen die Caritas-Sozialarbeiterinnen und -Sozialarbeiter keine problemorientierte Perspektive ein, berichtet Hechler. Für sie gelte es, auch die in der Familie erbrachten Leistungen wertzuschätzen und ressourcenorientiert auf die Familie zu schauen, denn diese Familien leisten in Anbetracht Ihrer Lebenslage oft Außerordentliches. Zudem seien Stigmatisierungen und Schuldzuweisungen tabu. Die praktische Sozialarbeit solle die Eltern in ihrer Sorge für die Kinder und die Familie nicht entmündigen, sondern dazu befähigen, entstandene Probleme zu bewältigen. Die Betreuung und Beratung einer Familie erfolge kontinuierlich und sei sehr zeitaufwendig, im Schnitt erfolge einmal pro Woche ein Hausbesuch, um miteinander zu sprechen. Eine Handvoll Familien seien es derzeit, um die sich die Caritas Kelsterbach auf die beschriebene Weise kümmere, sagt Hechler.
Die Erfahrungen aus dem ersten Jahr des Familienbegleitenden Dienstes würden zurzeit ausgewertet und mit der Stadt Kelsterbach, in deren Auftrag die Leistung erbracht wird, über die mögliche Fortführung gesprochen. Die Folgen des Ukraine-Kriegs hätten die Pilotphase beeinträchtigt, denn die Sozialarbeiterinnen und -Sozialarbeiter mussten sich zusätzlich der sozialrechtlichen Belange der hierher geflohenen Menschen annehmen. Dies
berücksichtigend hält Hechler das Angebot für einen „absolut wichtigen Dienst“, den fortzuführen sich fraglos lohne.
Familien nimmt die Caritas aber nicht allein im Rahmen der kommunalen Sozialarbeit in den Blick, auch mittels der Stärkung von Erziehungsberatung, Familienzentrum und Mehrgenerationenhaus der Caritas sollen Familien mit oder ohne Kinder verstärkt profitieren. Außerdem wird mit dem zurzeit entstehenden kooperativen Stadtteilzentrum in der Mönchbruchstraße von Kommune und Caritas eine weitere Anlaufstelle für Familien geschaffen, die Begegnungen in einem Café ermöglicht, Beratung anbietet und viele weitere Angebote vorhält, zum Beispiel eine Fahrradwerkstatt, einen Fairtrade-Laden oder Second-Hand-Artikel für Frauen und Kinder. Hechler hält es für eine sozialplanerisch kluge Entscheidung der Stadt Kelsterbach, mittels der Einrichtung solcher Anlaufstellen in den verschiedenen Quartieren der Stadt die Möglichkeiten geschaffen zu haben, zu den unterschiedlichen Bedürfnissen der jeweils ansässigen Quartiersbewohner genau passende Angebote unterbreiten zu können. „Kelsterbach hat dem Label Familienstadt Taten folgen lassen“, lobt der Kelsterbacher Caritas-Leiter.
Den Bedarf für kommunale Sozialarbeit schätzt Hechler aufgrund der Aneinanderreihung und Verzahnung der in jüngster Zeit aufgetretenen Krisen – Corona-Pandemie, Ukrainekrieg, Inflation, Klimakrise – als eindeutig steigend ein. „Je mehr gesellschaftliche Krisen, desto mehr Beratungs- und Hilfsbedarf“, folgert er. Von dem krisenhaften Szenario seien insbesondere jene Familien, die ohnehin mit Problemen zu kämpfen hätten, besonders schwer betroffen und deren Kinder seien deutlicher als andere in Mitleidenschaft gezogen. Die genauen Folgen und deren Ausmaß seien indes voraussichtlich erst in zwei bis drei Jahren zu benennen, sagt Hechler. (wö)